Liebe Leser,
bloggen ist irgendwie aus der Mode gekommen. Heute werden Videos geschnitten. Wir machen das ja auch, gelegentlich. Aber wer hauptberuflich (als Redakteur bei der YACHT) mit Segeln und Medien zu tun hat, findet irgendwie nebenbei nicht viel Zeit dazu. Zumindest im Moment nicht, denn ich stecke auch noch mitten in einem neuen Buchprojekt.
Aber uns ist aufgefallen, dass wir die Geschichte mit dem neuen Boot ja noch gar nicht so richtig verkündet haben. Deshalb hier mal wieder ein Post.
Wer einmal einen Katamaran hatte, der kann irgendwie nicht wieder zurück auf einen Mono wechseln. Das haben wir schon ein paarmal gehört und nun auch selbst erfahren. Das aufrechte Segeln ist das eine, aber auch an das Leben „an Deck“, dank des Deckssalons, haben wir uns echt gewöhnt. Deshalb haben wir schon länger die Augen offen gehalten nach einem bezahlbaren Katamaran. Nicht zu groß, denn wir wollen damit ja nicht um die Welt segeln, sondern müssen uns auf Segeltörns in unseren Urlaubswochen im Sommer beschränken. Deshalb wird das Boot immer wieder über längere Zeiten an Land oder im Hafen auf uns warten und sollte dabei nicht allzu große Kosten verursachen.
Katamarane verbreiten sich immer mehr. Deshalb sind die Preise selbst für ältere Boote in den vergangenen Jahren unglaublich gestiegen. Außerdem war das Angebot von kleineren Kats überschaubar. Eine Privilege 37 fiel in unser Suchmuster, eine Athena 38 oder sogar eine Tobago 35. Eine davon schauten wir uns in Kroatien sogar an, die aber (angesichts zweier stark verölter Motoren und nicht bezahlter MwSt) zu teuer war. Mit der Zeit mussten wir realisieren, dass wir uns mit unserer Bootskasse wohl keinen Kat mehr leisten können und haben wieder verstärkt nach Monos geschaut. Da erreichte uns plötzlich ein Anruf von unseren beiden Freunden, die uns damals schon unsere „Maverick XL“ verkauft hatte. Mittlerweile waren auch sie wieder bei einem Katamaran angekommen und lagen in Griechenland, wo wir unsere Elternzeit im März 2022 begonnen hatten. Neben ihnen wurde gerade ein kleineres, aber neueres Schwesterschiff an Land gestellt, die wohl in absehbarer Zeit verkauft werden sollte: Eine Fountaine Pajot Mahé 36.
Am selben Abend noch buchte ich einen Flug nach Athen, nahm einen der (in der Nebensaison erfreulich billigen) Mietwagen für die fast drei Stunden Fahrt zum Boatyard. Schon als ich auf dem Schotterplatz zwischen den beiden Rümpfen stand, sagte ich „Jau. Nehmen wir.“ Ich hatte von Beginn an ein gutes Gefühl mit dem Boot, sodass die anschließende Besichtigung eigentlich nur noch „pro Forma“ war. Um zu sehen, was für Baustellen anstanden. Denn das Boot war seit seinem Bau im Frühjahr 2009 nicht mehr wirklich geupgraded worden. Alles war noch „original“ und so einiges an Wartungsstau musste behoben werden. Doch das war mir natürlich gerade recht, denn solche Arbeiten liegen mir ja.
Schnell war also im Frühjahr 2023 eine erneute „Elternzeit“ eingereicht – die ja mit einem fast zweijährigen und einem fast vierjährigen Kind eigentlich mehr ein „unbezahlter Urlaub“ ist, bei dem der Arbeitgeber nicht Nein sagen kann. Nachdem ich im Frühjahr bereits einmal auf dem Boot gewesen bin, um es zu entrümpeln und erste Umbauarbeiten in Angriff zu nehmen, ging es Anfang Mai dann für uns alle für zwei Monate aufs Boot. Ohne große Pläne und Termine. Die meiste Zeit waren wir im Saronischen Golf unterwegs und sind dann durch den Kanal von Korinth an die Westseite Griechenlands gefahren, wo das Boot nun an Land auf uns wartet.
Im kommenden Jahr soll es weiter nach Westen gehen. Wir haben einen groben „Fünf-Jahres-Plan“, um ein paar Jahre das Mittelmeer zu erkunden und dann „außen herum“ über Gibraltar, Portugal und Frankreich nach Hause zu segeln, nach Hamburg. Und dann? Kein Ahnung. Die Ostsee reizt uns sehr nach über zehn Jahren seit dem letzten Törn. Es kann also gut sein, dass wir euch dann dort mal über den Weg segeln.
Johannes