Liebe Leser,
es gibt hier nur noch ziemlich selten von uns etwas Neues zu lesen. Sehr, sehr selten. Das Charterleben hat uns fest im Griff. Wir erleben hier einige anstrengende, vor allem aber viele sehr schöne Tage auf den Bahamas. Auch nach mittlerweile zweieinhalb Jahren für uns immer noch ein Traumrevier und wir freuen uns immer wieder darüber, wenn unsere Gäste genauso begeistert von den tollen Inseln sind wie wir.
Mittlerweile sind unsere Tage hier aber gezählt. In etwas mehr als sechs Wochen wird Johannes mit drei Freunden zur nächsten Atlantiküberquerung aufbrechen. Ich werde dieses Mal leider nicht dabei sein. Der Grund könnte aber kein besserer sein: Wir bekommen im September Nachwuchs.
Die Entscheidung nach Hause zu kommen, haben wir bereits letztes Jahr getroffen. Das Baby war also nicht ausschlaggebend 😉 Ähnlich wie bei unserer Entscheidung, in das Chartergeschäft einzusteigen, ist uns dieser Entschluss wahnsinnig schwer gefallen. Aber genau wie damals ist uns ein riesiger Stein vom Herzen gefallen, als wir sie endlich getroffen hatten.
Als wir 2016 auf den Katamaran gezogen sind, war das wie eine Beförderung vom Knecht zu König. In den ersten Monaten haben wir uns gar nicht getraut zuzugeben, dass das jetzt unser Schiff sei, sondern bei Nachfragen im Hafen verlegen behauptet, wir seien nur die Überführungscrew. Wir haben diese Gelegenheit direkt als das gesehen, was sie auch bis heute ist: Die Möglichkeit, durch Fleiß viel zu erarbeiten. Unser Ziel: Jeden Monat die Rate pünktlich und vollständig bezahlen zu können. Glücklicherweise ist uns das immer gelungen. Der Preis dafür ist ein erhöhtes Arbeitspensum und der nahezu vollständige Verlust der Privatssphäre. Aufgrund der kurzen Saison von einem halben Jahr und der Tatsache, dass wir auch den Rest des Jahres finanziell bestreiten müssen, liegen die Touren so nah beieinander, dass uns nur drei „freie“ Abende pro Monat zur Verfügung stehen – an denen wir das Boot putzen, reparieren, einkaufen. Was als Traumjob unter Palmen wirkt, ist wirklich harte Arbeit, ständige Repetition und spätestens wenn zum x-ten Mal die Toilette verstopft ist, entwickelt sich der Traumjob zur Scheißaufgabe. Keine Beschwerde darüber. Nur eine Feststellung.
Beim Umzug von „Maverick too“ auf den Kat wollten wir es uns bloß nicht zu heimelig machen. Uns war ganz klar: Das Charterbusiness ist eine Zeit des Geldverdienens an dessen Ende wir den Kat verkaufen und uns wieder einen Monohull kaufen werden. Mehrmals ist es im letzten Jahr fast zum Verkauf gekommen, der dann aus verschiedensten Gründen scheiterte. Vor allem haben wir gemerkt: Jemandem das Schiff zeigen zu können, während wir ständig damit unterwegs sind, ist schwierig bis unmöglich. Zumal unter deutscher Flagge – was die Verkaufschancen für Europa steigert, hier drüben aber eher suboptimal ist. Schließlich fiel also die Entscheidung: Das Boot muss nach Europa!
Sobald dieser Entschluss getroffen war, gab es kein Halten mehr. Die Perspektive, Freunde und Familie bald wieder regelmäßig sehen zu können, ein Sozialleben aufzubauen, einen geregelten Alltag zu haben und ja, auch der ständig knallenden Sonne zu entkommen, ist nach dann fünf Jahren auf Reisen überwältigend schön.
Mit der Charterei aufzuhören, ist ziemlich blöd. Wir haben eine 100% Auslastung in den Bahamas, Anfragen für eine neue Saison und eine Warteliste. Gleichzeitig sind wir aber überzeugt, dass es genau das Richtige für uns ist.
Wir kommen also nach Hause. Auf dem Weg dorthin wollen wir gern noch Gäste mitnehmen. Im Gegensatz zu den Bahamas gibt es dort noch freie Plätze. Durch die Schwangerschaft sind die Termine noch einmal durcheinander geworfen worden und wir müssen Portugal, wie original hier angekündigt, leider auslassen, um rechtzeitig zur Geburt in Deutschland sein zu können. Anlaufen werden wir aber ein absolutes Sehnsuchtsrevier, das wir selbst noch gar nicht kennen: Schottland. Die Route könnt ihr auf der Karte sehen. Die Termine stehen nun auch endlich fest und wir freuen uns auf alle Mitsegler, die mit uns Schottland erkunden wollen. Die Daten und Konditionen findet ihr hier: LINK.
Die Zeit des Geldverdienens ist damit aber noch nicht vorbei. Johannes wird ab Herbst als Redakteur bei boote arbeiten. Unser Ziel ist es, in Deutschland nicht zu sesshaft zu werden, irgendwann zu dritt einen neuen Anlauf zu nehmen. Dieses Mal mit einem finanziellen Polster.
Und mit welchem Boot? So eine klare Linie wie zu Beginn unserer Reise mit dem Kat haben wir irgendwie nicht mehr. Komischerweise haben sich gerade in den letzten Monaten doch so einige Dinge bei uns eingeschlichen, die zwar auch für spätere Eigner sinnvoll sein können, in erster Linie aber uns ganz schön gut gefallen. Ein Windgenerator zum Beispiel („Damit wir genügend Strom für den Kühlschrank haben, schließlich brauchen die Gäste kalte Getränke!“). Oder neue Sitzpolster in einer Farbe, die uns gut gefällt („Damit die Gäste schön und bequem sitzen!“). Oder Optimierungen für unsere Kabine („Ähhh – damit die Gastgeber gut ausgeschlafen sind – das freut die Gäste!“). Alles keine Sachen, die uns permanent an das Boot binden oder Lösungen, die nur wir verstehen. Aber Ausdruck der Tatsache, dass wir uns länger auf dem Schiff sehen. Wie wäre es mit einem Bürozimmer in der einen Kabine, wenn wir in Deutschland sind? Eine weitere als Kinderzimmer?
Fakt ist, dass wir bis März 2020 in Hamburg auf dem Schiff wohnen werden. Das wird in vielerlei Hinsicht spannend für uns. Danach müssen wir den Liegeplatz für Urlaubslieger räumen. Bis dahin haben wir noch eine Schonfrist uns zu überlegen, wie es mit uns und „Maverick XL“ weitergehen soll. Mittlerweile echt eine Herzensangelegenheit. Wie konnte es nur dazu kommen? 😉 Behalten wir den Kat und zahlen ihn noch mindestens zehn Jahre ab? Das machen andere Menschen für ihr Haus schließlich auch. Oder hören wir auf die Vernunft, verkaufen das Boot und investieren in einen kleineren Monohull, sind unsere Schulden mit einem Mal los und können fortan jeden Euro zur Abwechslung mal in unsere Tasche stecken?
Bis dahin genieße ich die letzten Wochen in meinen geliebten Bahamas – und hoffe, dass wir sie demnächst auch unserem Kind zeigen können. Was auch immer kommen mag, ich bin absolut zuversichtlich. Allen Kritikern, Meckerern, Bedenkenträgern und Schlechtwünschern zum Trotz hatten wir eine fantastische Zeit. Wenn ich auf die letzten fünf Jahre unseres Lebens zurückblicke, dann muss ich mir schon ziemlich doll die Tränchen verkneifen – bestimmt sind das nur die Schwangerschaftshormone 😉
Cati
Wir beide in der alten Strandhütte von WERNER-Zeichner Brösel 🙂