Liebe Leser,
wir sind wieder mal auf See, auf dem Weg vom Norden der USA hinunter in die Bahamas. Etwa 800 Seemeilen lagen vor uns, als wir am Montag gegen Mittag in Deltaville gestartet sind.
Die Route führte uns zunächst etwa 40 Seemeilen die Chesapeake Bay hinunter bis zum Chesapeake Bay Bridgetunnel. Einer eher flachen Brücke, die die ganze Öffnung der Bucht überspannt und an zwei Orten zum Tunnel wird, damit auch die großen Flugzeugträger den Marinehafen von Norfolk erreichen können. Dort sind wir dann nach rechts abgebogen und haben Kurs auf Cape Hatteras genommen, dem großen „Knick“ in der amerikanischen Ostküste, an dem Golfstrom (warm, da von Süden kommend) und Labradorstrom (kalt, da von Norden kommend) zusammen treffen. Hier kann es manchmal ein wenig ungemütlich werden. Nicht ohne Grund ist die ganze Küste von Beaufort bis Norfolk mit Wracksymbolen übersät.
Doch das Wetter war diesmal gut und wir konnten gestern mit dem letzten Tageslicht die letzte Boje hinter uns lassen (Tracker) und in den Golfstrom einfahren. Im Gegensatz zu Florida (etwa 30 sm breit) kann er hier bis zu 80 oder mehr Seemeilen breit sein. Die ganze Nacht sind wir bei leichten Winden unter Segel und einer Maschine schräg gegenan gedampft und haben meist nur 2,5 Knoten Speed über Grund gemacht. Doch nun sind wir fast durch. Der Speed nimmt zu und es wird auch jeden Tag etwas wärmer.
Im letzten Jahr waren wir Anfang November von Deltaville aus auf der gleichen Route nach Süden gestartet. Damals war es lausig kalt, bis 0 Grad Celsius. Wir hatten uns extra einen Heizstrahler gekauft, um den Salon etwas aufwärmen zu können. Doch das Ding hatte offenbar einen Fertigungsfehler und ließ sich nicht starten. Nass und durchgefroren haben wir damals in Norfolk noch einen letzten Stopp eingelegt und den Salon mit dem Gasgrill auf wohlige 15 Grad geheizt. Roch zwar etwas nach Cheeseburger, aber ging 🙂 Natürlich immer ein Fenster offen, um Sauerstoff reinzulassen. Diesmal blieb uns die Friererei glücklicherweise erspart. Wir hatten nie unter 12 Grad.
Morgen soll der Wind leider gegen uns drehen und uns stehen zwei Tage Kreuzen bevor. Auf einem Katamaran ist das keine große Freude, denn der Wendewinkel beträgt etwa 140 Grad. Aber wir werden schon irgendwie nach Süden kommen.
Die hinter uns liegende Werftzeit hat wirklich Kraft gekostet, deshalb genießen wir nun gerade das flaue Wetter hier auf See, um wieder zu Kräften zu kommen. Viele Wartungsarbeiten und Reparaturen standen an und so waren wir fast 5 Wochen lang jeden Tag zugange. Wir haben die Ruder gezogen, neue Lager eingebaut, einen Saildrive überholt und neue Simmerringe eingebaut. Einen neuen Windgenerator installiert, ebenso einen neuen Watermaker … Die Motoren haben neue Gummis bekommen, das Bimini eine Verstärkung im Gestänge. Und viele, viele kleine Projekte mehr.
Am Zeitaufwendingsten war die Poliererei. Das Schiff ist zwar nur 13 Meter lang … aber dafür zweimal. Da kommen also schnell 26 laufende Meter Schiff zusammen … Und das Gelcoat brauchte nach 16 Jahren größtenteils in den Tropen mal eine komplette Aufarbeitung. Hat sich gelohnt. Jetzt glänzt das Schiff fast wieder wie ein neues 🙂
Soweit von See. Morgen zu den Plänen, die wir im nächsten Jahr haben …
Johannes und Cati