eine ganze Weile ist es nun schon her, dass sich hier auf dieser Website etwas getan hat. Meine alte in Html selbergebastelte Seite, die ja ursprünglich nicht für die breite Masse gedacht war, sondern nur, damit meine Freunde und Familie meine Reise mit der Maverick auf dem Atlantik verfolgen kann, hat in den letzten Jahren gut 100.000 Besucher begrüßt und so wurde es langsam Zeit, die Website etwas moderner zu gestalten und vor allem auch etwas übersichtlicher.
Mein Dank dafür gilt meinem Webmaster Dennis Goerke, der die Seite in vielen, vielen Nachtschichten komplett in die neue Struktur gebracht hat. Ich kann mir denken, dass das eine Heidenarbeit war… Außerdem sind wir umgezogen: Da die Atlantikgeschichte ja nun schon einige Jahre zurück liegt, finden sich meine Seiten und Reisegeschichten von nun an unter www.johannes-erdmann.com (selbstverständlich bleibt die Seite weiterhin auch über www.allein-auf-see.de erreichbar…)
Soweit die Website-Neuigkeiten. Weitere Neuigkeiten: Ich bin gerade erst wieder in Deutschland gelandet und habe die letzten 3 Wochen in den USA verbracht. Mitte März flog ich nach Atlanta, um dort meinen Freund Dick Stafford und seine Familie zu besuchen und außerdem um viele, viele Vorträge in amerikanischen Schulen zu halten. Neben einer Schule für „schwere Jungs“ (samt Metalldetektor und Polizei…) und dem College von Atlanta habe ich vor allem eine Middleschool besucht und dort in 2 Tagen gut 300 Kinder der Klassen 5 bis 8 entertaint. Viele von ihnen hatten bereits „Dove“ gelesen, das Buch des 16-jährigen Amerikaners, der um die Welt gesegelt ist – und nun waren sie natürlich sehr excited jemanden zu treffen, bei dem sie parallelen ziehen können.
Nach einer sehr arbeitsreichen Woche in Atlanta habe ich mich dann in einem von Dick geborgten Auto auf einen Roadtrip durch die USA gemacht. 1.700 Meilen bin ich in den drei Wochen insgesamt gefahren. Meine erste Etappe führte mich zurück an den Intra-Coastal-Waterway, genauer nach St. Marys in Georgia. Warum gerade nach St. Marys? Nun, ich hatte zufällig erfahren, dass meine Maverick noch immer dort liegt und renoviert wird und so nahm ich die 8 Stunden Highwayfahrt auf mich, um sie wiederzusehen. Gleich nach meiner Ankunft vor Ort fuhr ich runter zur einzigen Marina vor Ort und hoffte, das Boot auf Anhieb zu finden. Ich kannte nur den Ort, nicht den genauen Liegeplatz. Ich schlenderte also so durch die Bootsreihen und plötzlich fielen meine Augen auf sehr familiäre Linien… Maverick. Ein krasses Gefühl. Ich hielt den Atem an. Da kreuzen sich also unsere Wege wieder, nach 1,5 Jahren…
An Bord konnte ich niemanden finden, aber ich hatte mir sicherheitshalber direkt für zwei Tage ein Motelzimmer gemietet und versuchte es am folgenden Morgen noch einmal. Und tatsächlich: schon von weitem konnte ich sehen, dass das Luk offen steht. Ich klopfte an Deck – und machte die Bekanntschaft mit Bob Winter, dem zweiten Eigner der Maverick (nach mir), einem echt netten, herzlichen Menschen. Den ganzen Tag saßen wir an Bord und erzählten, ich von meiner Reise, er aus seinem Leben und vom Bootskauf. 1.000de Fragen, von beiden Seiten. Sofort bot Bob mir eine Tasse Kaffee an (was für mich immer eine sehr sympathische Geste ist…) und sofort erinnerte ich mich, dass ich aus dieser Tasse bereits einige dutzende Kaffees getrunken habe: Es war mal meine. Natürlich habe ich ihm auch ein Buch mitgebracht, das er verspricht allen zu zeigen und in Ehren zu halten.
An Deck hat sich kaum etwas verändert: Meine Aufkleber sind ab, aber sonst sieht alles aus wie immer. Die Achterpiek ist komplett leer, der alte Gaskasten ist raus und auch der Dieseltank, der einem neuen gewichen ist. Mehr verändert hat sich unter Deck: Das Deck ist nun endlich richtig abgestützt, nachdem es bei mir ja bereits in Lissabon begonnen hat, abzusacken. Ich hatte mir damals große Sorgen gemacht, wie man es wieder in die alte Form bringen kann: Mast runter und mit dem Wagenheber wieder hochdrücken und aussteifen? Bei Bob ging das ganz einfach: Als der Mast runter war dauerte es genau eine Nacht. Dann machte es „PLOPP“ – und das Deck war wieder in der alten Form. Amerikatypisch gab es noch ein paar technische Veränderungen am Boot: Anstatt dem Kartentisch hat das Boot nun eine Kühlbox (bei mir an Bord war ja seinerzeit sogar Bier ein Heißgetränk…), der Optimus-Petroleumkocher wich einer Mikrowelle (allerdings nur für den Hafenbetrieb) und unter meiner Koje ist nun ein Holding-Tank (Fäkalientank) installiert, der in den USA Pflicht ist. Wenn die Coastguard mich angehalten hätte, hätte ich sicher arge Probleme gehabt… Auch das Beiboot heißt noch immer „Nixe“ und kommt aus Kiel. Allerdings glaubte Bob, dass „Nixe“ soetwas wie „nothing“ heißt und nicht, wie ich ihm erklärte, „mermaid“. So weit weg von dem Wortstamm war er mit „nichts“ oder „nix“ ja gar nicht…
Abends wurden wir schließlich noch auf eine 43-Fuß-Yacht zum Essen eingeladen und sahen uns die gerade erschienene DVD über meine Reise (zum Download auf www.segel-filme.de) an, die ich englisch kommentierte. Danach trennten sich unsere Wege wieder, mein Roadtrip sollte mich weiter nach Norden führen. Aber ich konnte zufrieden und glücklich fahren – Maverick in guten Händen wissend.
215 Meilen nördlich erreichte ich am nächsten Tag nach 4 Stunden Fahrt Charleston, wo ich Maverick damals verlassen und verkauft hatte. Wieder ein merkwürdiges Gefühl, an diesen „Port of Call“ meiner Reise zurück zu kommen. Und diesmal auch noch mit dem Auto. Ich fuhr so manche Route ab, die ich damals zu Fuß gelaufen war. So lief ich damals durchschnittlich 5 Meilen bis zum nächsten Walmart. In Charleston sollte ich Amber und Emily der Dyar-Familie treffen, die mich damals während meiner Reise so herzlich in ihr Haus aufgenommen hatten. Nach 4 Tagen in Charleston fuhren wir dann im Konvoi weiter nach Hilton Head, wo die Familie nun wohnt. Einige wirklich schöne Tage folgten. Ich schlief fast während der ganzen Zeit auf ihrem Boot, der „Ay Mon“ (Gruß auf den Bahamas) – toll, wieder auf einem Boot und in einem Yachthafen zu sein.
Nach fast eineinhalb Wochen trat ich schließlich den Rückweg nach Atlanta an und schloß den Kreis meines Trips. Morgens befand ich mich noch an der Atlantikküste bei T-Shirt-Wetter und Flip-Flops – gegen Mittnacht nach 8 Stunden Fahrt war ich dann plötzlich auf 3.000 Fuß Höhe und konnte es am nächsten Morgen vor meinem Fenster schneien sehen…
Mittlerweile bin ich nun wieder zurück in Kiel, werde aber heute Nachmittag über die Osterfeiertage zu meiner Familie nach Wolfsburg fahren. Kommende Woche Mittwoch, den 26., steht dann mein bisher größtes Erlebnis infolge der Atlantikreise an: Ich bin abends gegen 23.00 Uhr zu Gast auf Pro7, bei Stefan Raabs „TV-Total“. Und ich bin schon sehr gespannt, was mich dort erwartet…