nachdem mich schon einige „Warum schreibst du nichts mehr“ und „Was ist passiert?“ Mails und sogar ein Anruf meiner Eltern erreicht haben, nun noch schnell ein Update … Es freut mich sehr, dass doch so viele Leute unsere Reise verfolgen! Warum ich bisher noch nicht geschrieben habe? Nun, zweierlei Gründe. Einerseits können Sie sich vorstellen, dass solch eine gigantisch große Stadt wie New York eine Menge Ablenkung bietet. Ich habe in den letzten zwei Tagen – genau wie schon 2006 nach meiner Reise mit Maverick – die ganze Stadt zu Fuß erkundet. Und mir bereits zwei dicke Blasen gelaufen. New York ist einfach Wahnsinn. In Worten gar nicht auszudrücken. Diese Vielfalt, diese Masse an Eindrücken. Von Block zu Block verändert sich die Szenerie, das Leben, jeder Straßenzug hat sein eigenes Flair. Dazu die vielen Gerüche! Straßenverkäufer, die Hähnchenspieße grillen, Hotdogs, Chinaimbisse. Von überall wird man von Eindrücken zugeschüttet, sodass ich jeden Abend hier ziemlich erschöpft und überfordert auf dem Boot angekommen bin.
Die andere Sache, die mich in den letzten Tagen beschäftigt und mir Sorge bereitet hat, ist eine Hiobsbotschaft, die mich vor etwa einer Woche erreicht hat: Meine Freundin, die ebenfalls wie ich in Kiel wohnt, wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Und das schlimme ist: Man weiß nicht, was es ist. Von Tag zu Tag ändern sich die Diagnosen. Und ich sitze hier, am anderen Ende der Welt und kann nichts tun, kann sie nicht einmal im Krankenhaus besuchen. Das bedrückt mich gerade sehr. Täglich telefonieren wir über Skype und es ist so ein herzzerreißendes Bild, sie per Webcam im Krankenhausbett zu sehen, von den vielen Untersuchungen und schmerzhaften Tests zu erfahren – und nicht dabei sein zu können.
…
Hier in Kürze, was in den vergangenen Tagen sonst noch passiert ist:
Wir sind am Freitagabend gegen 9 Uhr abends hier in New York angekommen. Genauer haben wir uns für die New-Jersey-Seite des Hudson River entschieden, von der man schnell mit der Fähre in der City ist. Die erste Nacht konnten wir sogar kostenlos liegen, weil wir so spät ankamen (wer hätte das in New York gedacht?!), am Samstagmorgen sind wir dann mit einer Geschwindigkeit von nur 1,5 – 2 Knoten über Grund gegen bis zu 3,5 Knoten Strömung den Hudson River hinauf gedampft, um in der Lincoln Harbor Marina festzumachen, die sich genau gegenüber der 40igsten Straße, der Höhe des Empire State Buildings, befindet. Von hier läuft man etwa 1,5 km nach Norden, gelangt zu einem Fährterminal und kann von dort hinüber in die City fahren. Abends hat man selbst vom Boot aus quer über den Hudson River einen tollen Blick auf die beleuchtete Stadt und kann verstehen, warum Frank Sinatra singt „a city that never sleeps“. So groß ist die Stadt dann allerdings doch nicht, wie man es sich vorstellt. Heute Mittag fuhr ich mit der Fähre hinüber in die City und durchlief planlos halb Manhattan auf vielen kleinen Nebenstraßen, um etwas vom Leben dort zu sehen. Etwa 3 Stunden später fuhr auch Egi mit der Fähre hinüber in die 1,6 Millionenstadt, ebenfalls ohne feste Pläne, was er sich angucken will. Keine Stunde später liefen wir uns dann in Greenwich Village zufällig über den Weg. Unglaublich! Ich fand es schon einen wahnsinnigen Zufall, dass wir auf dem Transatlantikflug von über 230 Passagieren im Airbus genau nebeneinander sitzen, aber wie wahrscheinlich ist es denn, sich in Manhattan über den Weg zu laufen?! Ich sollte morgen anfangen, Lotto zu spielen 🙂
Morgen werden wir auch nochmal unseren Proviant nachfüllen. Einige Sachen haben sich auf der 4 tägigen Überfahrt von Deltaville hierher als sehr, sehr lecker erwiesen. Da wird nachgekauft. Auf meiner Liste zum Beispiel „Cheez-it“-Käsekräcker (toll für die Nachtwache, da hat man was zum knabbern) und blaues „Powerade“. Auf unserer Instant-Kaffee-Dose stand zwar etwas von 160 Tassen, aber auch da fällt der Pegel bereits jetzt beträchtlich. Und das wäre ja schrecklich, auf dem Atlantik ohne Kaffee! Mir haben schon öfters mal Leute erzählt, das Wort „Kaffee“ wäre mit Abstand das meist genannte. Danach fiel mir dann auch auf, dass mir Leute, die das Buch gelesen haben – auch wenn ich sie gar nicht kenne – bei jeder Gelegenheit sofort einen Kaffee anbieten 😉
Wasservorräte müssen wir morgen auch noch ein bisschen Nachfüllen. Das Wasser aus unserem Tank stinkt entsetzlich. Da er keine Inspektionsluken hat und auch das mehrfache Durchspülen noch keine Besserung brachte, fahren wir die vollen Tanks nun nur als Ballast und Reservewasser durch die Gegend, aber versorgen uns komplett aus Kanistern und Flaschen. Morgen Vormittag steht auch noch Wäschewaschen auf dem Plan. Hier im Hafen gibt es glücklicherweise sowohl Maschine als auch Trockner. Ansonsten steht dann einer Abfahrt Mittwoch gegen Mittag (18 Uhr deutscher Zeit) nichts mehr im Wege!
Nun aber erstmal ein paar Bilder. Auch die Berichte der letzten Tage von See habe ich mit Bildern bestückt. Fotos per Iridium-Satellitentelefon hoch zu laden ist zwar auch möglich, aber wir wollen uns aus Kostengründen auf ein paar wenige während der eigentlichen Atlantiküberquerung beschränken. Wenn wir am Mittwoch starten, wird man auch unter „Positionen“ täglich den Fortschritt verfolgen können. Die Karte ist schon eingerichtet. Falls es Probleme mit dem Anzeigen geben sollte, auf „aktualisieren“ klicken und ansonsten bitte melden! Habe schon gehört, diese Seite soll bei manchen Browsern Anzeigeprobleme hervorrufen. Es wird daran gefeilt.
Bis dahin: Schöne Grüßen vom Hudson-River!
Johannes
New York begrüßt uns mit einem Regenbogen.
Wir nutzen das tolle Licht und die langsame Fahrt gegen den Strom, …
… um Fotos vor der Skyline zu machen.
Kurz vor Sonnenuntergang passieren wir „Miss Liberty“ und Ellis Island, der früheren Immigrationsinsel, wo alle Einwanderer registriert wurden.
Ein paar Meilen flussaufwärts biegen wir links ab …
… und liegen mit Blick auf die Skyline.
Sonntagmorgen geht es weitere 4 Meilen Flussaufwärts in die Lincoln Harbor Marina, die unser Liegeplatz bis zur Abfahrt sein wird.
Am 1. Juli werden wir, vorrausgesetzt das Wetter spielt mit, wie dieser Segler den Hudson hinuntersegeln und Kurs auf die Azoren nehmen.
Bis dahin liegt die Gavdos im starken Schwell des Hudson und wird kräftig durchgeschaukelt.
In der Zwischenzeit treiben wir uns in der Großstadt herum und sammeln Eindrücke.
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