„Ich glaub, die Genua steht schon wieder back“, höre ich Cati im Halbschlaf. Ein Blick auf die Uhr: Es ist ein Uhr nachts. War klar, dass heute Nacht wieder was kommen muss. Also springe ich schlaftrunken in Boxershort ins Cockpit. Tatsächlich, die Genua steht back. Das kann mal passieren, wenn man so platt vor dem Wind segelt, wie wir gerade. Dann eiert das Boot mal kurz über eine Welle, läuft ein wenig aus dem Ruder und zack, kommt der Wind zu weit von der Seite. Also raus, schnell am Rad kurbeln und zurück in die Koje. Es regnet ein wenig, grrr … Das Ruder wird gelegt … und plötzlich fängt es an zu wehen, dass „Maverick“ sich schlagartig auf die Seite wirft. Der starke Regen fliegt waagerecht übers Cockpit hinweg. „Schnell, meine Jacke“, rufe ich. Schaffe es bei dem starken Wind aber kaum, die wegwehende Jacke über die Arme zu stülpen. Eine gefühlte Ewigkeit lang prescht der Regen über uns hinweg. „Maverick“ scheint das geahnt zu haben und hat also beigedreht. Ich wusste das nicht und stehe nun im Regen. „Das ist ein Squall!“ rufe ich durch den Regen zu Cati, die überraschend entspannt im Niedergang steht und mir beim Nasswerden zuschaut. Mit einem Mal hören der Wind und der Regen auf, von einer Sekunde auf die andere. „So schnell wie der kommt, geht der auch wieder.“ Ich bringe das Schiff zurück auf den alten Kurs und klettere zurück unter Deck. „Was bleibt, ist die nasse Unterhose …“ Das Wetter scheint gerade wahrlich verrückt zu spielen. Heute morgen ebenfalls nur grauer Himmel und dicke dunkle Wolken, aus denen noch zwei Squalls kamen. Ein starker, ein halbwegs starker. Es ist dann allerdings recht einfach, die Genua wegzudrehen (wenn man schnell genug ist) und das Schiff mit drittem Reff im Groß beizudrehen. Die Wellen sind nämlich kleiner geworden, nur noch drei bis vier Meter. Gestern waren wir noch eine Halse nach Süden gefahren, was aber ein Fehler war. Trotz unseres 122er Etmals haben wir nur etwa 80 Meilen aufs Ziel gutgemacht. Heute Morgen wieder zurück gehalst und zuerst ein wenig zu weit nach Norden gekommen. Vor dem Wind läuft es sich unter Selbststeueranlage nicht so doll, wegen möglicher oben genannter Halsen. Am besten immer zwischen Vor- und Raumwind, mit dem Groß in Lee. Jetzt laufen wir aber erfreulicherweise wieder genau aufs Ziel zu. Jetzt stehen noch 1092 Seemeilen auf dem GPS. Morgen früh sollten wir unter 1000 sein. Aber das haben wir gestern auch schon gesagt … Plötzlich hat der Himmel vor einer Stunde aufgerissen. Herrlicher Passatwind und fast keine Wolken mehr. Unsere Lebensgeister sind förmlich wieder erwacht. Cati hat aufgeräumt und das Bad geputzt, ich gerade meinen 3-Wochen-Bart aus dem Gesicht gekratzt. Nun liegt Cati im Bikini in der Sonne und ich sitze schwitzend unter Deck am Rechner, tippe diese Zeilen hier … Fliegende Fische werden seltener. Vorgestern ist einer im Cockpit gelandet und ist wohl über Nacht in Richtung Lenzrohre gerobbt. Hat es aber nicht geschafft, drei Zentimeter davor zum Erliegen gekommen. Schade. Irgendwie immer ein schlechtes Gewissen, so viele tote Fische an Deck. Aber wie soll man die abwimmeln, die kommen ja von selbst. Außerdem fahren wir gerade mal wieder durch gigantische Seegras-Felder. Die größten bisher. Große, leuchtend gelbe Pflanzenknäule. Verrückt. Soweit die News von der „Maverick“. Viele Grüße von See! Johannes