Liebe Leser.
auf den Tipp vom Gotthardt-Riggexperten hin, doch vor der Montage des neuen Riggs nochmal die Püttinge zu checken, habe ich am vergangenen Wochenende eine neue Baustelle aufgemacht. Ein sehr guter Tipp, wie sich herausstellte, denn wenn man „chainplate“ und „contest 33“ bei Google eingibt, sind relativ schnell Geschichten von Eignern zu finden, deren Püttinge zum Teil schon nach 20 Jahren aufgegeben haben. Schaurige Bilder, so wie dieses hier: LINK
Während Cati und ihre Freundin Nora sich also am Samstag mit zwei Exzenterschleifern daran gemacht haben, das Unterwasserschiff zu glätten, habe ich mich mit Ossi-Säge (Oszillationssäge), Hammer und Stechbeitel daran gemacht, die Muttern der durchs Deck gebolzten Püttinge freizulegen. Die sind nämlich Contest-typisch allesamt überlaminiert. Und das nicht nur mit einer Matte, sondern teilweise mit bis zu fünf Millimeter dickem Laminat. Irgendwie fühlt man sich bei solchen Aufgaben immer ein wenig wie ein Archäologe. Denn wenn nach vielem Gesäge und Geklopfe irgendwann die Mutter zu sehen ist, erreicht man Ecken des Bootes, an denen seit 42 Jahren kein Mensch mehr war … Richtige Risse im Edelstahl habe ich nicht entdeckt. Aber die Dichtmasse hatte nach vier Dekaden bei manchen Püttingen längst aufgegeben – und als ich durchs Laminat drang, spritzte mir Wasser entgegen. Kein gutes Umfeld für Edelstahl, der selbst in seiner besten Form V4A nicht als Nirosta, sondern eher als Späroster bezeichnet werden sollte. Denn irgendwann rostet auf See einfach alles.
Besonders zu schaffen machten mir die Püttinge der Unterwanten an Steuerbord. Der vordere sitzt in einem Schubladenschrank und es kostete einige Verrenkungen, um das Ding zu demontieren.
Lang dauerte auch die Demontage des hinteren Unterwant-Püttings. Dabei ist er in einem Salon-Staufach recht gut erreichbar. Eine halbe Stunde habe ich das GFK-bearbeitet, bis endlich eine Mutter zu erkennen war. Aber nanu? Die anderen waren doch viel größer? Dann fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren: Ich hatte fälschlicherweise den Montageort einer Relingsstütze freigelegt. Das Pütting sitzt etwas weiter achtern. So ein Ärger …
Die Schwierigkeit wird nun, Ersatz zu beschaffen. Wahrscheinlich müssen sie extra angefertigt werden.
Auch den Einlassstutzen für die Wassertanks habe ich demontiert, weil er schon sehr gammelig war und die Dichtung nicht mehr gut. Auf See wäre zwangsläufig Salzwasser in den Süsswassertank gelangt. Gar nicht einfach, das Ding da raus zu bekommen. Ich musste es Stück für Stück aus dem Rumpf klopfen.
Zwischendurch habe ich mich daran gemacht, die alte Ankerwinde zu demontieren. Eigentlich wollte ich gern eine elektrische nachrüsten, weil ich diesen Luxus auf Charteryachten als positiven Sicherheitsaspekt empfunden habe. Wenn der Anker slippte, haben wir ihn halt noch einmal oder zehnmal aufgeholt und geworfen, bis er hielt. Von der Karibikfahrt mit der ersten Maverick erinnere ich mich, dass ich ihn öfter mal unten gelassen habe, obwohl er nicht sonderlich gut gehalten hat. Einfach, weil es solch eine Plackerei war, ihn Hand über Hand an Bord zu holen.
Diese Maverick hat nun zumindest eine manuelle Winsch, die allerdings ziemlich gammelig ist. Sie muss gewartet und neu pulverbeschichtet werden. Gar keine so lustige Aufgabe, mit dem Kopf weit im rostigen und schimmeligen Ankerkasten die wiedereinmal überlaminierten Muttern zu lösen. Dabei konnte ich mich dann auch genau vergewissern, dass wir eine neue Ankerkette brauchen. Die Glieder der alten haben teilweise nur noch die halbe Stärke.
Zwischendurch habe ich das alte Decksluk demontiert. Nach 42 Jahren war es nicht mehr richtig durchsichtig und auch nicht mehr seefest. Bei SVB konnte ich im Dezember ein Schnäppchen machen, denn dort wurden Auslaufmodelle aussortiert. Das neue passt fast genau – und hat nur den halben Preis gekostet 🙂 Ein baugleiches, nur kleineres Luk, hatten wir vorletzten Sommer auf dem Vorschiff montiert.
Kommendes Wochenende kann ich leider nicht am Boot arbeiten, weil ich von Samstag bis Mittwoch auf der Boot in Düsseldorf bin. Ich habe Standdienst auf dem Stand der YACHT in Halle 16. Zweimal täglich erzähle ich dort auch etwas über Gebrauchtbootkauf.
Ich freue mich auf die Messe, denn ich werde dort einige Besorgungen für die große Reise machen 🙂
Johannes