„Die weite Welt …“

„… kommt mir derzeit nur durch die YACHT ins Haus“, hat Wilfried Erdmann im April 2006 auf seiner Website geschrieben. Damals war ich gerade in der Karibik unterwegs und ein Artikel darüber in der YACHT. Hier der LINK. Doch mir geht es jetzt gerade genauso. Ständig schreibe ich nur über Segler, die tolle Sachen machen, aber komme selbst nicht los.

Schön ist es aber, wenn dann mal einer dieser Blauwassersegler an die Tür klopft und mich für eine Stunde mit auf Reisen nimmt. So ist es letzten Freitag passiert. „Klopf, klopf“ – und plötzlich steht Laura Dekker im Büro. Getroffen hatte ich sie zuvor noch nicht, aber natürlich damals viel über sie gelesen und geschrieben, als sie mit 13 Jahren einhand um die Welt wollte. Damals wurde ich sogar von vielen Radio- und Fernsehsendern angerufen, weil die wissen wollten, was ich davon halte. Schließlich bin ich der jüngste Deutsche gewesen, der zumindest allein über den Atlantik gesegelt ist. Schwierig, mir eine Meinung zu bilden. Nicht nur weil ihre Reise viermal so lang war – sondern vor allem, weil ich das Mädchen nicht kannte. Klar habe ich mich damals gefragt, warum sie das in so jungen Jahren machen will. Wegen des Rekords? Ich habe zwar auch schon mit 13 Jahren für den Traum gebrannt, irgendwann mal einhand um die Welt zu segeln – war aber zugleich auch zu vernünftig,  Ambitionen zu entwickeln, solch eine Reiseplanung umzusetzen. Ich wusste, ich muss noch ein paar Jahre warten. Zurückgedacht an mein eigenes Alter 13 war das wohl auch besser so.

Aber das junge Mädchen hat es gepackt. Im August 2010 ist sie im Alter von 14 (4/5) aus Gibraltar ausgelaufen und hat den Kreis im Januar 2012 auf St. Maarten geschlossen – im Alter von 16 Jahren.

Das „Zeilmeisje“ von damals ist auf der Reise erwachsen geworden, das merkt man. Sie spricht hervorragend Deutsch (ihre Mutter stammt aus Deutschland …) und man kann sich mit ihr ganz hervorragend über Blauwassersegeln, Boote und Ausrüstung unterhalten. „Ich bin auf einem Boot groß geworden, ich kenne nichts anderes als Segeln“ hat sie immer in den Interviews erzählt. Wenn man sie reden hört, bestätigt sich das. Wenn es um Blauwassersegeln geht, weiß sie, wovon sie spricht.

Anders, als Jessica Watson (die ich vor zwei Jahren ebenfalls kennengelernt habe), brennt sie für den Lebensstil, den „Ausstieg unter Segeln“. Und das findet man heute nicht mehr oft. Langfahrtsegeln über einen begrenzten Zeitraum ist „in“, die Atlantikrallies boomen und wer den Traum hat, über den Teich zu fahren, findet garantiert eine Koje, in die er sich einchartern kann.

Doch Menschen wie Laura – und auch ich – sind anders. Für sie ist es nicht dasselbe, in einen Flieger zu steigen, um die Welt zu fliegen, ein neues Boot zu übernehmen, damit einen fantastischen Segelurlaub zu erleben – und es dann einfach wieder abzugeben, die Sorgen um Pflege und Wartung in der Charterbasis zu lassen. Klar, das ist eine tolle und entspannte Art Urlaub zu machen. Aber ich könnte damit nicht mein Verlangen nach der Ferne stillen. Denn ich muss mir das alles verdienen.

Ich muss das Schiff erst herrichten, es langfahrttauglich machen, es kennen lernen und zu meinem Zuhause machen. Und dann auf eigenem Kiel an die schönsten Orte der Welt segeln. So ähnlich scheint es auch Laura zu gehen. Sie wollte segeln, um des Segelns willen. Keine Rekorde brechen, sondern mit ihrem Zuhause die Welt entdecken. Wenn sie in meinem Büro davon erzählt, während keine Kamera auf sie gerichtet ist, dann nehme ich ihr das vollkommen ab.

Denn nach ihrer Ankunft auf St. Maarten ist sie bald wieder weiter gesegelt. Jetzt liegt sie in ihrer Wahlheimat Neuseeland, wohnt immer noch auf ihrem Schiff und freut sich auf ihren 18. Geburtstag Mitte dieses Monats, “ der so manches einfacher macht.“

Es war schön, mal wieder in die weite Welt zu schnuppern und ein paar Geschichten zu hören. Ich hoffe ja innigst, dass wir den Zeitplan einhalten und ebenfalls bald hier los kommen.

Am 26. September habt übrigens auch ihr die Chance dazu, Laura zu hören. Im Clubhaus des HSC in Hamburg an der Alster darf ich sie auf der Bühne zu ihrer Reise befragen. Der Eintritt ist frei, nur solltet ihr euch schnell anmelden. Hier der LINK.

Zurück zu unseren eigenen Reiseplänen.

„Maverick too“ ist endlich fertig gespachtelt. Ein harter Job, denn die Schwerkraft hat immer gegen mich gespielt. Nun geht es an die mühsame Arbeit des Schleifens. Alles von Hand, damit die Oberfläche besser strakt. Dafür habe ich ein sehr teurer Schleifbrett angeschafft. Aber ich denke auf einen ganzen Rumpf gesehen wird sich diese Anschaffung wohl lohnen. Das tolle ist nämlich, dass es sich dem Rumpf anpasst. Ein ganz neues Modell, das hier in Deutschland noch relativ unbekannt ist. Ich werde berichten, wie es funktioniert. Erhältlich ist es bei Nauticare in Mönchengladbach (www.nauticare.de). Ich habe leider zu spät erfahren, dass es dort auch Spachelbretter gibt. Hätte sicher einige Arbeit erspart 😉

Blöderweise bin ich gerade fast jedes Wochenende unterwegs. Zumeist dienstlich. Da bleibt nicht viel Zeit zum Arbeiten.

Johannes