Dear Readers,
wieder einmal ist es soweit: Morgen soll es los über den Atlantik gehen. Das fünfte Mal schon für mich. Das dritte Mal auf der Nordroute. Die Anspannung ist noch relativ klein, denn kein Boot kannte ich bisher vor einer Ozeanüberquerung so gut wie unseren Katamaran “Maverick XL”. Fast 15.000 Seemeilen haben wir mit ihm in den vergangenen 2,5 Jahren schon geloggt und noch gut 5000 weitere Meilen liegen in den nächsten drei Monaten vor uns, bis wir mit dem Schiff in Hamburg einlaufen sollen. Das Schiff ist erprobt, in perfektem Zustand und ich mache mir überhaupt keine Sorge, dass wir damit größere Probleme bekommen sollten.
In Sachen Crew hingegen bewege ich mich auf dieser Reise nun auf komplettem Neuland: Zum ersten Mal sind nicht nur Cati und ich an Bord. Im Gegenteil: Cati ist mittlerweile im sechsten Monat schwanger und deshalb gestern von Nassau aus nach Deutschland geflogen. Das zweite Mal erst seit fast fünf Jahren sind wir eine längere Zeit getrennt. Ihre Lücke hier an Bord lässt sich nur schwerlich füllen. Aber die extra für die Atlantiküberquerung angereiste Crew gibt sich alle Mühe. Sie besteht aus drei alten und guten Freunden, die für die vor uns liegende Route über den Nordatlantik meine Idealbesetzung war: Mein alter Sandkastenfreund Sammy, der ja 2015 on “Maverick too” bereits einen ganzen Monat mit uns durch die südliche Karibik gesegelt und damit Ozeanerfahren ist. Michi kam (mit seiner Frau Uli) als einer der ersten Gäste zu uns an Bord auf die Bahamas. Aber es fühlte sich vom ersten Tag an wie “Segeln mit Freunden”. Always, wenn ich damals gerade irgendwelche neuen Manöver erklären wollte, drehte mich um und Michi stand schon an der richtigen Stelle und hatte die richtige Leine in der Hand. Der dritte im Bunde ist mein Segellehrer Jens, der mir damals vor mehr als 20 Jahren in der Optimistenjolle auf dem Allersee das Segeln beigebracht hat. Das meiste Handwerkszeug vom Segeln habe ich durch ihn gelernt und durch die Erzählungen von seiner Atlantiküberquerung damals in der Optigruppe den Traum entwickelt, sowas auch mal irgendwann zu machen. Und so ist es mir eine große Freude, ihn mit an Bord zu haben.
Die vergangenen Tage haben wir hier auf dem Boot letzte Wartungsarbeiten erledigt, Leinen getauscht und Ausrüstung optimiert. Dann gingen vier volle Einkaufswägen in die Rümpfe des Kats. Seit heute Nachmittag sind wir nun abfahrbereit. Und es wird auch Zeit, dass wir loskommen. Ich merke immer mehr, wie aufgeregt die Crew ist und ständig neue Ideen entwickelt, das Schiff zu optimieren. Morgen sieht es auch tatsächlich so aus, als würde sich ein gutes Wetterfenster für uns öffnen, um von Nassau hinüber nach Bermuda zu segeln. Dort war ich noch nie und ich bin sehr gespannt. Vor allem freue ich mich darauf, das Schiff nach den vielen Touren durch die Exumas endlich mal wieder geradeaus laufen zu lassen … Cati und ich haben mit dem Boot ja schon öfter Etappen von 800 or even 1000 Meilen gemacht. Aber einen ganzen Ozean haben wir damit noch nicht bezwungen. Also: Leinen los und ab dafür! 🙂
Während der nächsten Wochen werde ich hier alle paar Tage einen Logbucheintrag posten. Außerdem könnt ihr uns ständig über einen Livetracker verfolgen. Hier ist der Link: www.johannes-erdmann.com/wordpress/tracker/
Michi hat sich ebenfalls einen Blog angelegt, den ihr gern verfolgen dürft: ueberdenatlantik.blogspot.com
Regards! Ein letztes Mal aus den Bahamas …
John
Riggcheck in der gleißenden Mittagssonne. Alles in Ordnung, nichts zu beanstanden …
Auch die Backskiste wird nochmal kurz zerlegt und neu sortiert.
Michi montiert ein Niro-Auge, in das wir uns mit dem Lifebelt einpicken können.
Bei der Inspektion der Winschen fällt dem Skipper ungeschickterweise ein Teil ins Wasser. Michi hats wiedergefunden 😉
Viel Proviant wandert ins Boot. Natürlich haben wir aber auch reichlich frische Sachen dabei.
“Maverick” zerrt an ihren Leinen und will los. Darf sie auch. Morgen.
Noch bläst es draußen auf See mit fast 30 Knots. Aber die Kumuluswolken kündigen für morgen gute Segelbedingungen an.