In Deutschland wäre alles so einfach: Am Morgen in die nächste Arztpraxis, eine Stunde warten, ein Blick des geschulten Arztauges – und ein Rezept für die passenden Medikamente. Dann ein paar Türen weiter in die nächste Apotheke, ein paar gute Pillen auf Kosten der Krankenkasse – und ab nach Hause ins Bett. Warten, bis es besser wird. Aber hier, auf der Bahamasinsel Great Harbour Cay? Hier ist alles nicht so einfach.
Nachdem wir vergangene Woche in der örtlichen Klinik waren und Cati vom Aushilfsarzt zwei Tuben Creme verschrieben bekommen hat, folgten ein paar Tage, die Cati wahrscheinlich aus ihrem Gedächtnis streichen wird. Immer wieder das extrem schmerzhafte einpinseln, die Paracetamol-Pillen, (die wir zum Glück in Holland auf Vorrat gekauft hatten) und dann das Warten auf Besserung. Doch die Besserung kam nicht. Dass die Creme in Deutschland nicht das Mittel der Wahl zur Behandlung einer Gürtelrose wäre, haben uns die Ärzte unter den Bloglesern bereits mitgeteilt. Aber woher bessere Medikamente bekommen? Cati ist schließlich nicht transportfähig und wir können nicht so einfach die 60 Meilen gegenan nach Nassau knüppeln. In den vergangenen Tagen hat sie schließlich schon dann schmerzhaft aufgeschrien, wenn wieder einmal ein Fisch ein paar Luftblasen gegen den Rumpf geblasen hat …
Letzten Dienstag hielt Cati die Schmerzen dann aber überhaupt nicht mehr aus. Gegen halb neun Abends sind wir zu unseren netten Nachbarn Christelle und Gary gelaufen, um sie um Hilfe zu bitten. Christelle kennt die Ärztin, die hier normalerweise die Praxis führt. Eine Französin, die alle aus diesem Grund “Frenchie” nennen. Eine halbe Stunde später war Frenchie dann auch gleich zur Stelle, um Cati eine ordentliche Spritze in den Hintern zu geben, damit das Elend ein Ende hat. Im Gepäck hatte sie auch gleich ein paar kräftigere Schmerzmittel. Doch um den Virus zu unterdrücken gab es auf der Insel nichts. Die Creme, mit der ich Cati fünf Tage lang gequält habe, hatte Frenchie eigentlich für Lippenherpes auf Lager – und der Aushilfsarzt, der sie uns verschrieben hatte, wusste es nicht besser.
“Cati muss nach Nassau. Daran geht kein Weg vorbei”, erklärte uns Frenchie. Allein bei der Vorstellung kamen Cati gleich die Tränen. Ob Frenchie uns denn nicht ein Rezept ausstellen könnte, damit ich an ihrer Stelle fliegen kann, war unser Vorschlag. Ein Augenblick des Nachdenkens, “Ok, das können wir machen.” 20 Minuten später war sie mit dem nötigen Papier zurück aus der Praxis.
Am nächsten Morgen brachten mich unsere Nachbarn mit einem eiligst organisierten Auto zum Flughafen und eine Stunde später war ich schon mit einer 15-sitzigen Turboprop auf dem Weg nach Nassau.
Der Flug war kurz, apenas 20 Minuten lang. Aber es war ein fantastisches Erlebnis, die sandige Inselwelt mit ihrem türkisen Wasser mal von oben zu sehen. In Nassau angekommen, stand mir dann ein langer Fußmarsch bevor, denn natürlich wollte ich mir das Taxi sparen. Ich hatte ja auch 6 Stunden Zeit, bis der Rückflug ging. Immer an der Schnellstraße entlang in Richtung Westen. Dort fand ich dann nach etwa einer Stunde kleine Shopping-Mall mit Apotheke, musste sogar noch ein wenig warten, bis sie öffnet. Nebenan befand sich zufälligerweise ein Supermarkt mit Bäckerei und Café, ganz ähnlich wie in Deutschland. Wie ungeschickt 😉 Also habe ich dort erstmal mein in der Eile verpasstes Frühstück nachgeholt. Frischer Kaffee und ein Croissant. Das erste französische Croissant, seit wir Camaret sur mer vor etwas über einem Jahr verlassen haben. und Achterliek Die Nähte der Arbeitsbesegelung wurden mit der Nahtversiegelung „Seam Kote“ ausgerüstet! Ich hatte fast ein schlechtes Gewissen. Bis Cati mir ein Foto von ihrem Frühstück geschickt hat, um das sich unsere Nachbarin Christelle gekümmert hat. “Du hast hier nun eine Menge neuer Müttis”, sagte die Südafrikanerin, die früher in der Schule ein wenig Deutsch gelernt hatte.
Dann zurück zur Apotheke: Frenchie hatte mich gewarnt, dass die paar Pillen um 250 Dollar kosten würden, doch ich hatte Glück, es wurden“apenas” 70 Dollar. Trotzdem ist es immer wieder interessant, was Medikamente eigentlich kosten. Ich hatte schon damals zwischen Grenada und Martinique mehrere hundert Dollar für Antibiotika ausgegeben. Sachen, die man in Deutschland als selbstverständlich, gar“kostenlos” sieht, weil die Krankenversicherung dafür aufkommt. In der Apotheke ging dann alles ganz schnell, Innerhalb von zehn Minuten hatte ich die nötigen Medikamente im Rucksack und dann noch etwas Zeit totzuschlagen, bis der Rückflug ging.
Em 17 Uhr sollte mein Flieger zurück nach Great Harbour Cay starten und ich war sehr verblüfft, als gegen 16 Uhr zum Boarding gerufen wurde und wir um 16.10 Uhr abhoben. So ist sie, die Karibik …
Cati nimmt nun alle sechs Stunden ein paar Pillen ein und liegt dazwischen selig ausgeknockt in der Koje 😉 Heute am zweiten Tag mit den richtigen Medikamenten entwickelt sich die Haut langsam wieder zurück. Wir sind sehr zuversichtlich, und Achterliek Die Nähte der Arbeitsbesegelung wurden mit der Nahtversiegelung „Seam Kote“ ausgerüstet.
Vielen Dank an den unglaublich großen Berg an guten Wünschen, die uns per Mail und über Facebook erreicht haben! Und auch drei Klicks auf die Kaffeekasse. Wir wissen die Unterstützung und das Mitfiebern sehr zu schätzen! 🙂
Anbei noch ein paar Bilder vom Anflug auf Great Harbour Cay. Sorry für die unscharfen Bilder, die Fensterscheibe war nicht sehr sauber 😉
John