Werftzeit – Schwierige Aufgaben

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„Repowering“ nennen die Amerikaner das, was wir hier gerade machen. Ich glaube, es gibt gar keinen passenden deutschen Begriff dafür. „Neumotorisierung“ vielleicht?

Seit zwei Wochen steht „Maverick too“ auf dem Trockenen. Der alte Volvo war schnell von seinen lebenserhaltenden Schläuchen und Rohren erlöst und flog am Haken eines alten GMC-Autokrans über ein Nachbarboot hinweg und davon. Der Ersatzmotor, unser neuer Vetus-Diesel, hat ein wenig länger auf sich warten lassen, als geplant. Cati hat im letzten Blogeintrag ja bereits vom Überseetransport, Zoll und Bürokratie berichtet. Aber dann kam endlich der Tag, an dem wir nach Newark fahren konnten (7 Std. im Auto) und an dem das Gabelstaplerballett des Vanguard-Lagerhaus unsere gelbe Kiste ausgespuckt hat. Und dann konnte der Spaß losgehen.

Ich muss zugeben, dass ich eine Menge Respekt vor dem Einbau hatte. Ich habe zwar im vergangenen Jahr dabei mitgeholfen, den alten Volvo ins Boot einzubauen, aber das war ein eins-zu-eins-Tausch mit einem baugleichen Motor. Bei der Planung des Einbaus unseres neuen, gelben Kollegen musste ich ganz vorne anfangen, denn grundsätzlich passte erstmal gar nichts: Die Welle zu kurz, die Schraube dreht in die falsche Richtung und das Fundament passt hinten (zu hoch) und vorne (zu niedrig) nicht. Am Liebsten hätte ich den Einbau an Fachleute abgegeben. Aber wovon bezahlen? Keine Chance. Wir haben uns schon das mit Abstand billigste Boatyard an der Ostküste ausgesucht, weil der Kauf von neuer Welle, Propeller und einer Menge anderem Kram für den Umbau alle ausgebauten Reserven schröpft. Aber am Ende ist es das wert: Ein neuer Motor, der keine Sorgen macht. Der einfach anspringt, wenn man den Schlüssel dreht, bei Hafenmanövern nicht plötzlich mit der Drehzahl hochgeht (tat der alte wegen eines kaputten Gaszugs) und vor allem ein Motor, der auch ausgeht, wenn man es will.

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Der Morgen nach der Rückkehr aus New York fühlte sich für mich an wie der Weihnachtsmorgen. Auspacken, bestaunen, ein bisschen spielen. Noch im Kofferraum habe ich die Pappe von der Palette geschnitten und dann stand er zum ersten Mal vor uns: Der Neue. Ich habe mir gleich meinen Frühstückskaffee mit runter zum Auto genommen, den halben Vormittag im Kofferraum neben dem Motor gelegen und die Bedienungsanleitung geblättert. Und natürlich Parallelen zum grünen Ungetüm aufgestellt, mit dem ich in den vergangenen Monaten zu vertraut geworden bin. Impellerwechsel? Jetzt ohne Verrenkungen. Getriebeöl? Ohne Werkzeug prüfbar. Lichtmaschine? 15 Ampere mehr Ladeleistung. Wahnsinn.

Dann flog der alte raus und im Maschinenraum wurde Platz. Alles einmal auswischen, neu mit Bilgefarbe lackieren und einen Arbeitsraum schaffen. Aber dann war der einfache Teil auch schon vorüber. Das Schiff ist ja von der Form her ein klassischer S-Spanter, der im Heckbereich in der Wasserlinie sehr eng zusammenläuft und im Wellentunnel vor dem Skeg kulminiert. Und genau dort in die Ecke in den V-Spant muss der Motor samt Getriebe rein. Für den alten Motor hatte sich irgendein Vorbesitzer neue, hintere Motorfüße schweißen lassen, um das Getriebe auf Höhe des Wellenrohrs bringen zu können. Die haben wir beim letzten Motortausch einfach übernommen. Aber nun passen diese Füße natürlich nicht auf den neuen Motor und es galt, ein wenig erfinderisch zu werden.

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Neue Füße schweißen lassen? Hmmm … Das könnte gehen. Doch dann ein Geistesblitz: Wie einfach wäre es, wenn man die Füße einfach umdrehen könnte? Und Tatsache: Das funktioniert. Der Motor kommt etwa neun Zentimeter weiter runter, stößt nirgendwo an die flexiblen Motorlager an, perfekt. Doch nun kommt das nächste Problem: Der Motor ist unten breiter als der alte schmale Volvo. Er passt nicht zwischen die beiden Fundament-Stege. Also muss mit der Oszillationssäge Platz geschaffen werden. Dabei fängt es ganz schön an zu qualmen. Im Fundament steckt Eisenholz. Hervorragend. Das ist eine gute Basis. Ich schneide zwei Aussparungen ins Fundament, senke den Motor mit dem Drahtseilzug ab – und er passt. Ein Problem gelöst.

Die Welle und das Wellenrohr sind das nächste, das parallel Arbeit bereitet. Das Wellenlager hat eine ganze Menge Spiel. Bei der Einwasserung vor etwas über einem Jahr war es noch ziemlich gut, nun muss es ausgetauscht werden. Also die Eisensäge her und das Lager (Messing) innerhalb des Wellenrohres (Bronze) durchsägen. Vier saubere Schnitte, nur nicht zu tief. Sonst muss auch das Rohr raus. Dann mit dem Stechbeitel die Zwischenstücke heraustrennen. Bei einem bricht der Holzgriff unter den Hammerschlägen, beim zweiten (neu) die Spitze ab. 1,5 Tage Arbeit, dann ist das Lager raus. Cati streicht in der Zwischenzeit schon mal Antifouling.

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Als nächstes müssen die Bullflexkupplung und der Volvo-Adapter von der alten Welle. Die neue haben wir aus Deutschland mitgebracht, in einem 1,5 Meter langen Skisack. Ohne Schraubstock und Werkstatt ist es gar nicht so einfach, das festkorrodierte System auseinander zu dengeln. Die Hebelkraft schafft’s.

Nun ist alles soweit vorbereitet, zusammengebaut zu werden. Mit der alten Welle konnten wir bereits feststellen, dass Motor und Welle in der Grundausrichtung einen Unterschied von nur 0,5 Grad haben. Selbst wenn wir also nicht mehr feinjustieren würden (was wir noch tun), wäre das okay, denn die Bullflex kann bis zu 2 Grad ausgleichen.

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Was uns am Zusammenbau abhält, ist eine Postsendung aus Deutschland. Weil das ganze Boot metrisch ist, lassen sich hier in den USA natürlich kaum Teile finden. Vor allem kein Wellenlager, das bei unserem Boot ziemlich speziell ist. Für eine 25er Welle lassen sich Lager mit 40 mm Außendurchmesser finden. Wir haben aber leider 38 mm. Seit ein paar Tagen sollte das Päckchen schon hier sein, aber der Tracker bei der deutschen Post sagt, dass das Paket in den USA ist – bei der amerikanischen Post ist man sich sicher, dass es noch in Deutschland ist. Bleibt nichts, als zu warten und Kaffee zu trinken. Irgendwann wird das Teil schon ankommen. Hoffentlich. Dann geht es zurück ins Wasser und mit großen Schritten zurück in den Süden. Wird Zeit, denn der Winter kommt. Es wird immer kälter und unsere Heizung ist kaputt. Also noch mehr heißen Kaffee trinken 😉

By the way: Über unsere Fahrt durch den Dismal-Swamp-Canal hat Cati auf YACHT-online berichtet. Hier klicken.

Johannes