Wie kommt ein neuer Motor in die USA und was kostet das?

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Seinen Morgenkaffee hat Johannes heute im Kofferraum getrunken – neben dem neuen Motor sitzend. Momentan könnte ich vermutlich alles von ihm verlangen, so gut ist er gelaunt!

Wir haben den Motor gestern in einer Hau-Ruck-Aktion aus Newark, NJ abgeholt. Dorthin wurde er am 10. Oktober mit dem Frachter “Followers” geliefert, 545 km von unserem derzeitigen Liegeplatz in Deltaville, VA entfernt. In Deutschland sagte man uns zwar, dass er auch nach Norfolk, VA geliefert werden könne, was nur etwas mehr als eine Stunde Autofahrt entfernt liegt, aber der Motor sei dann nicht vor dem 20. Oktober da. Also haben wir uns für die New-Jersey-Variante entschieden in der Hoffnung, dass wir ihn so schnellstmöglichst bei uns haben und in “Maverick” einbauen können. Witzgerweise sind wir dann aber am 14. Oktober mit “Maverick” durch Norfolk gefahren, und wer lag da an der Pier? “Followers”.

Dass wir den Motor dennoch erst am 21. Oktober abholen konnten, lag an verschiedenen bürokratischen Verstrickungen. Nicht am amerikanischen Zoll, wohlgemerkt. Um den hatten wir uns natürlich die meisten Gedanken gemacht, denn obwohl Johannes auf seiner ersten Reise immerhin ein Getriebe nach Martinique verschickt und dann nach St. Lucia eingeführt hat, hatte keiner von uns Erfahrung mit der Verschiffung in die USA. Weil es schon einige Nachfragen gab, wollen wir den Ablauf und auch die Kosten an dieser Stelle erklären:

Am einfachsten wäre es natürlich gewesen, wenn Vetus den neuen Motor direkt in unser Boatyard in Deltaville hätte liefern können. Das war vor allem aber nicht möglich, weil dem Hersteller eine bestimmte Zulassung für den Versand in die USA fehlt. Der Motor musste also privat verschickt werden, deshalb haben wir ihn uns im Heimaturlaub Mitte September zu Johannes’ Eltern liefern lassen. Als Spediteur haben wir uns für DB-Schenker entschieden, auch, weil es in Braunschweig ein großes Schenker-Logistikzentrum gibt, bei dem wir den Motor abgeben konnten und Braunschweig nicht zu weit weg ist von Johannes Elternhaus in Wolfsburg.IMG_8085JOE_6500

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Wir wollten möglichst keine Umsatzsteuer in Amerika bezahlen, das wäre sicher teuer geworden. Und das hätten wir tun müssen, wenn der Motor in ein amerikanisches Boot eingebaut oder hier im Land weiterverkauft werden würde. Ein klassischeres Beispiel: Ein amerikanischer Tourist kauft sich während eines Deutschlandurlaubs eine teure Fotokamera , die er nach seiner Rückkehr zuhause in den USA benutzen will. Customs duty is due for this.(Wirtschaftlich macht es zwar wirklich keinen Sinn, sich als Amerikaner eine Kamera in Deutschland zu kaufen, aber egal ;-))

Aber wir haben ja andere Pläne: Wenn beim Einbau alles gut geht, verlassen wir im November die USA mit dem neuen Motor im Boot und in der weiteren Zukunft wird der Motor nach Deutschland zurückgebracht. Or, um das Kamerabeispiel zu bedienen: Die Kamera, die ich mir als Deutsche in Deutschland kaufe, muss ich auch nicht verzollen, wenn ich zum Urlaub in die USA fliege und Bilder machen will.

So weit die Theorie. Bei diversen anderen Paketen mit Ersatzteilen oder ähnlichem können wir deshalb auf dem Postweg “Ship in Transit” auf das Paket schreiben lassen. Bei kleinen Wirtschaftsgütern wird da meist nichtmal nachgefragt, die Pakete kommen einfach per Paketdienst an. Ich glaube der Freibetrag liegt bei etwa 100 Dollar.

“Maverick” ist nur auf der Durchreise, ist ein “Ship in Transit”. Also können alle “Ship Spares and Engine Parts” zollfrei ins Land gebracht werden, solange sie auch tatsächlich im Boot verbaut und wieder ausgeführt werden. Für unsere Ansprechpartnerin bei Schenker war eine private Verschiffung für Segler Neuland, sie hat sich aber fantastisch um unseren Fall gekümmert und den Motor am 29. September, als wir selbst schon auf dem Weg in die USA waren, auf den Weg gebracht – als Paket für ein “Ship in Transit”.

An dieser Stelle sind sicherlich die Kosten interessant, die natürlich Speditionsspezifisch sind. Der Posten für die reine Seefracht hat uns überrascht, wir haben über den Atlantik von Hamburg bis Newark nur 67,00 Euro zu zahlen. Teurer war da die Verbringung von Braunschweig zum Hamburger Hafen, was wir (da wir ja schon auf dem Rückweg waren) nicht selbst übernehmen konnten. Dafür wurden 165,00 Euro fällig. Und der deutsche Zoll soll natürlich auch etwas für seine Arbeit haben, 45,00 Euro wurden dafür aufgerufen. Insgesamt haben wir für die Verschiffung und den Transport auf deutscher Seite 277,00 Euro bezahlt.

Wie angegeben, hat die “Followers” at the 10. Oktober New Jersey erreicht. Bei solch einem großen Containerschiff kann man sich vorstellen, dass es ein paar Tage in Anspruch nimmt, alles auszuladen und unser verhältnismäßig kleines, gelbes Paket zu finden. In der Zwischenzeit wollte uns die Ansprechpartnerin für die USA schon eine Rechnung für die amerikanischen Hafenarbeiter stellen. Erst nach der Bezahlung wird das Paket frei gegeben und kann abgeholt werden. Es stellte sich aber heraus, dass Schenker-USA Johannes als deutschem Staatsbürger keine Rechnung stellen konnte, denn sie benötigte eine amerikanische Social-Security-Number von Johannes. Die Lösung war, dass Schenker Deutschland die Kosten übernimmt und Johannes eine Versicherung abgeben musste, dass er wiederum die offenen Beträge bei Schenker Deutschland begleicht. Alright? Ziemlich viel Papierkram, dazwischen ein Wochenende und Ansprechpartner, die auch mal Urlaub haben müssen. Letztlich haben wir vorgestern die Rechnung bekommen, gleich bezahlt – und das Paket wurde zur Abholung freigegeben.

Auf amerikanischer Seite fiel eine Sicherheitsgebühr von 15,00 USD an, plus a fee for unloading at the terminal of USD 50.00. Der nächste Posten von 12,95 USD war für die C-TPAT-Initiative (Customs-Trade Partnership Against Terrorism), die der Sicherheit in der Lieferkette gegenüber dem Terrorismus dient und auf europäischer Seite mit dem AEO verglichen werden kann. Die Weitergabe der Dokumente kostete 75,00 USD, die Dokumentation der Lieferkette weitere 30,00 USD. Für das Umstauen, Auspacken und den Transport ins Lagerhaus wurden 55,00 USD fällig und zu guter Letzt haben wir 15,00 USD für Sprit für den LKW und die Gabelstapler bezahlt, sowie 3,00 USD für die Abnutzung der Fahrzeuge. Insgesamt macht das 255,95 USD, was230,14 Euro sind.

Nachdem wir die Rechnung beglichen haben, konnten wir mit allen Papieren zum amerikanischen Zoll fahren. Auch wenn wir der Auffassung waren, dass wir dort nichts bezahlen müssen und mein Vater, der bei einer Spedition arbeitet und sich schlau gemacht hatte, uns darin bekräftigt hat, hieß das noch lange nicht, dass die jeweiligen Zollbeamten hinter ihrem Tresen das genauso sehen. Dementsprechend aufgeregt waren wir. Nach sieben Stunden Autofahrt sind wir gestern um 12.00 Uhr in Newark beim Zoll eingetroffen. At 12.20 Uhr waren wir fertig. Johannes hat den Beamten unser Anliegen vorgetragen, musste alle Papiere und seinen Pass abgeben und wir wurden gebeten zu warten, während die Dokumente komplettiert wurden. Zwischendurch konnten wir hören, dass die Beamten nach den passenden Handbüchern für die Abfertigung von Motoren gesucht haben. Offensichtlich hatte das aber nur interne Bedeutung, denn ein paar Minuten später hörten wir zwei Stempelabdrucke. Das wars. Wir waren euphorisch und sind es noch!

Mit den Zollpapieren konnten wir zum Warenlager fahren. Dort wurden noch einmal 50,00 USD (44,96 Euro) für die Einlagerung fällig. Unsere nette Ansprechpartnerin von Schenker-USA hatte uns schon mitgeteilt, dass am Tag zuvor die Frist für die kostenlose Lagerung abgelaufen sei. Wegen der ganzen Formalien konnten wir den Motor ja gar nicht innerhalb der Frist abholen, aber wir waren so froh und dankbar, dass wir das fast schon gerne bezahlt haben.

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Insgesamt hat der Transport also Folgendes gekostet:

277,00 Euro auf deutscher Seite

   275,10 Euro      auf amerikanischer Seite

552,10 EuroGesamtkosten

Hätten wir den Motor nach Hamburg bringen und den Motor fristgerecht auslösen können, hätten wir wohl 209,96 Euro gespart. Yet, wir sind sehr zufrieden mit dem Ablauf und den Kosten, denn wir haben mit wesentlich mehr für die Fracht gerechnet.

Der Staplerfahrer in Newark war übrigens ziemlich entspannt. Während sein deutscher Kollege erst mal etwas zu meckern hatte (“Wie soll ich das denn da ausladen? Nee, nee, und nachher mach’ ich noch den Teppich im Auto kaputt!”), hat er das Paket einfach schräg auf ein Stück Holz gestellt um mit seiner Gabel längs darunter greifen zu können, hat es halb ins Auto geschoben und den Rest von Hand gemacht.