Ich bin mir ziemlich sicher, dass das folgende Thema eher Frauen interessiert als Männer. Noch nie hat mich ein Mann gefragt, ob ich mir vor dem Törn meine Haare abschneiden werde, da sie sicher verfilzen würden. Wohl aber mehr als eine Frau.
Wie wird es sein, nur mit salzigen, kalten Duschen aus dem Eimer, mit nicht einmal einem Waschbecken in der Nasszelle?! Und ohne Waschmaschine …
Unterschwellig habe ich Antworten gesucht, wenn ich ein Segelbuch gelesen habe. Nie hab ich für mich wirklich zufriedenstellende gefunden. Zwar ist oft davon zu lesen, dass Segler frische Regenschauer genießen, aber ich konnte mir beim besten Willen nicht ausmalen, ob man sich in der Zeit dazwischen unwohl fühlt. Sich nicht riechen kann, oder ob sich die Dimensionen verschieben und der Zweck die Mittel heiligt. Schließlich lebt man ja seinen Traum, das wird doch nicht an einer Kleinigkeit wie Hygiene entschieden …
Das Waschbecken bei uns im „Bad“ war vor der Abfahrt wirklich ein Diskussionsthema. Ich wollte es unbedingt behalten. Dabei war es nicht einmal angeschlossen und die Pumpe fehlte. Aber Zähne putzen und Händewaschen immer in der Pantry? Schon in Cuxhaven ist es von Bord gegangen. Es war mir im Weg und Platz ist ziemlich wertvoll auf so einem kleinen Boot. Ich habe es bis jetzt nicht vermisst. Was mir zuhause undenkbar erschien, war nach wenigen Tagen sonnenklar. Ich wollte es hauptsächlich aus Bequemlichkeit behalten. Letztlich ist nichts dabei sich die Zähne in der Pantry zu putzen. Rein gar nichts. Ich war es nur nicht gewohnt.
Ohnehin habe ich vor der Abfahrt einen Denkfehler gemacht. Keine Dusche an Bord zu haben, bedeutet nicht ungewaschen zu sein, keinen direkten Zugriff auf eine Waschmaschine zu haben, lässt einen nicht mit fleckigen T-Shirts in das nächste Restaurant stiefeln. Das Bedürfnis nach Sauberkeit wird mit dem Betreten eines Segelbootes nicht weniger. Zumindest nicht, wenn man es permanent bewohnt. Es ist nur mehr Aufwand nötig. Eine Salzwassserdusche mit allem Drum und Dran, Haare waschen, Haarspülung benutzen, das dauert bei mir schon mal gerne eine Stunde. Allemal auf einem schwankenden Boot, auf dem so eine Waschaktion schnell zu einer sportlichen Herausforderung wird. Zumindestens für mich. Vor Anker ist es einfacher, eingeseift hüpfe ich einfach von Bord.
Aber ja, es gibt sie, die Tage, an denen ich mich nicht riechen kann. Es gab sie vor allem zu Beginn der Reise, als mich die Seekrankheit im Griff und ich mich noch nicht so recht an das Leben auf dem Wasser gewöhnt hatte. Es fiel mir nicht nur schwer regelmäßig zu essen, sondern auch regelmäßig Zähne zu putzen. Die Biskayaüberquerung war auch insofern eine echte Herausforderung für mich. Ich habe mir in vier Tagen zweimal die Zähne geputzt. Es war mir einfach nicht möglich. Als das mit dem Zähneputzen auf See gut klappte, habe ich gemerkt, dass ich im Bordalltag angekommen bin.
Auch heute passiert es mal, dass ich mich unwohl fühle. Das liegt aber hauptsächlich an den Temperaturen, die den Schweiß nur so fließen lassen. Ich bezweifele, dass es mit einer Dusche anders wäre. Dann hüpfe ich halt einfach über Bord.
Und es stimmt, ich habe Kleidung, die ich zu feiner Angelegenheit nicht mehr anziehen würde. Mein Lieblingskleid ist verfärbt und hat orange Flecken von Sonnencreme. Ich habe Klamotten, die ich nur zum Segeln anziehe, weil es eh nicht mehr drauf ankommt. Aber genauso habe ich einen Stapel mit den letzten Kostbarkeiten in meinem kleinen Schrankfach. Kleidung, die ich nicht “mal schnell über den Bikini” ziehe und nur selten bei einer Dingifahrt, denn da kommt immer Salzwasser über. Für Johannes gilt natürlich das Gleiche.
Meine Haare muss ich mir also nicht abschneiden. Zumindest nicht, weil sie mangels Pflege verfilzen. Froh bin ich allerdings über die echte Toilette an Bord. Ich will sie nicht tauschen gegen einen Eimer. Aber ich habe die leise Ahnung, dass es auch kein Problem wäre, käme es hart auf hart.
Hoe