Kurs Nord.

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Auf Bequia wollten wir eigentlich nur eine Nacht bleiben. Wir hatten zu viel über Kriminalität auf der Insel gehört und tatsächlich wurde ein Segler in der Zeit, in der wir auf der Insel waren, bestohlen. Das hat ein ziemlich ungutes Gefühl gemacht, auch wenn Bequia sonst wirklich schön ist. Nachts verriegeln wir ohnehin alle Luken und schließen das Dingi an, diesmal haben wir es sogar hochgewinscht in der Hoffnung, dass es ein größeres Hindernis wird unsere „Lori“ zu klauen oder wir wenigstens wach werden, wenn sich einer an ihr zu schaffen macht. Ohne Dingi wär es ganz schön blöd.

Wegen der Kriminalität konnte ich unseren Aufenthalt nicht so richtig genießen. Vermutlich auch, weil wir kaum in Kontakt mit den Einheimischen gekommen sind. Auf fast jeder Insel war das anders und es gibt zu jeder eine kleine Anekdote zu erzählen. Hier auf St. Lucia bin ich zum Beispiel ins Gespräch mit dem Wachmann vom örtlichen Supermarkt gekommen, der sich riesig gefreut hat, dass ich ihn gegrüßt habe, das mache eigentlich keiner. Vermutlich ist das Augenwischerei, man darf sich nicht vormachen, dass wir etwas anderes sind als Touristen. Aber obwohl viele Nettigkeiten hier in der Karibik damit enden, dass man dem anderen einen Dollar in die Hand drückt, freut man sich einfach, wenn man beim nächsten Mal wiedererkannt und einem freundlich zugenickt wird. Oder einem nicht den Fisch verkauft werden soll, der schon seit sechs Stunden ungekühlt in der Hand des Verkäufers baumelt.

Andererseits hat sich auch in Bequia ein Gemüseverkäufer geweigert, mir etwas von seinen Süßkartoffeln zu verkaufen. „Die sind einfach viel, viel zu schlecht, die verkaufe ich dir nicht“, hat er gesagt und dass ich lieber woanders welche kaufen solle. Ganz schön ehrlich! Und auch sehr nett! Wären wir länger geblieben, hätte ich vielleicht einen anderen Eindruck von Bequia.

Dass wir überhaupt zwei Nächte geblieben sind, lag an unseren Freunden aus der Schweiz von der Maya und der Riocaja, die überraschend am selben Tag auch nach Bequia gekommen sind. Am zweiten Abend haben wir also kurzerhand alle zum Rotiessen eingeladen. Das ist ja mittlerweile schon so Sitte auf der „Maverick“ und wir haben das Repertoire mit der Zeit auf „Kinderroti“ erweitern können. Ohne scharf.

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Bis zur Rodney Bay auf St. Lucia waren es dann 70 Seemeilen. In der Karibik geht die Sonne ziemlich plötzlich unter und weil uns klar war, dass wir die gesamte Strecke nicht im Hellen fahren können, haben wir uns entschieden, erst am Nachmittag von Bequia zu starten. Im letzten Licht sind wir an St. Vincent vorbeigetrieben und ich habe die Insel auf meine heimliche „Wenn wir nochmal zurückkommen, …“-Liste gesetzt. St. Vincent sah vom Wasser wunderschön aus mit ihren kleinen, beleuchteten Häusern und dem wirklich satten Grün an den Berghängen. Außerdem hatte alle 200 Meter jemand ein Lagerfeuer gemacht und Rauch lag in der Luft. Die Fahrt an der Küste von St. Vincent zählt definitiv zu meinen persönlichen Höhepunkten der Reise, noch nie habe ich so intensiv das Land riechen können.

Der Teil danach war eher weniger schön, mitten in der Nacht sind wir über das ziemlich ruppige Stück zwischen St. Vincent und St. Lucia gefahren. Dabei kamen Seekrankheitstabletten, lange Hosen und das Ölzeug zum Einsatz – ja, Ölzeug!

Dafür waren wir dann bei Sonnenaufgang in der schönen Rodney Bay. Hier hat Johannes erste Atlantiküberquerung geendet, auf St. Lucia musste er damals zwei Monate auf ein Ersatzgetriebe warten. Die Insel hat bei ihm also einen besonderen Stellenwert. Für mich ist es unheimlich spannend alles zu sehen, wovon Johannes mir in den buntesten Bildern berichtet hat: „Hier ist die Rotibar, in der ich früher meine Blogeinträge getippt hat, wow, der Hardwarestore hat noch ein Gebäude angebaut, da drüben habe ich sonntags mit Klaus gefrühstückt, der Bootsladen ist genau wie früher, an den Strand, wo man jetzt Kurtaxe bezahlt, habe ich damals mein Dingi gezogen, ach neee, da ist ja sogar das Wassertaxi, dass mich damals eingeschleppt hat.“

Es scheint sich aber viel verändert zu haben. In die Lagune, in der Johannes 2006 geankert hat, ist die Marina erweitert worden und neben die Einkaufsmall wurde eine neue gebaut. Vor drei Tagen ist die World-ARC hier zuende gegangen. Für mich ist hier alles ziemlich groß und ziemlich ordentlich. Da hat es mich gestern gepackt und ich habe Johannes dazu angestiftet, mit dem Dingi mal hinter eine Brücke zu gucken. „Bestimmt ist da ein kleines karibisches Dorf ohne Duty-Free-Shopping“, habe nur eine Sekunde gesagt, bevor wir auf Grund gelaufen sind.

Jetzt aber erstmal Bilder: