Zweierlei konnten wir heute feiern. Zum einen haben vor heute Vormittag die 3000ste Seemeile auf dieser Atlantiküberquerung geloggt. Ein Ereignis, das ich eher beiläufig mitbekommen habe, als ich mit meinem verdienten Kaffee im Morgengrauen im Cockpit saß und den Beginn des Tages genoss. Die Nacht war wieder rau und lang. Fast jede Stunde zog eine dicke Wolke mit Wind und Regen über uns hinweg. Reffen, ausreffen, reffen, usw. In der Nacht ist das wirklich nervig. Above all, wenn ich eigentlich Freiwache hab. Tagsüber macht es mir nicht viel aus. Nur der Regen. Damit meine Klamotten nicht nass werden, ziehe ich immer Ölzeug und Gummistiefel über, sitze dann nach dem Reffen die 20 Minuten im Cockpit, bis die Starkwindböe vorbei ist. Sobald dann die dicke Wolke von der Sonne abgelöst wird, wird es heiß unter dem Ölzeug. Da kam mir heute der genialste Gedanke dieser Reise: “Damals, im dem großen Karton mit dem Ölzeug, war doch noch eine zweite Hose …” And in fact, da ist sie! In den vergangenen Monaten brauchte ich sie nicht, aber jetzt kann ich vollkommen verstehen, warum SLAM sie damals mitgeliefert hat. Denn es ist eine KURZE Ölzeughose! 🙂 Klingt erstmal komisch, ich kannte sowas auch gar nicht – ist aber hier in den Tropen einfach perfekt! Die Klamotten darunter (Boxershort, T-Shirt) bleiben trocken, aber das arbeiten in der Hitze ist trotzdem sehr angenehm luftig. Cool. Der zweite Grund zu feiern, den ich mit wesentlich mehr Enthusiasmus wahrgenommen habe, ist die Marke “200 NM” bis zum Ziel. Dann sind wir endlich dort, wo der Pfeffer wächst. Auf der Gewürzinsel Grenada. Wir werden in einer kleinen Marina im Süden der Insel erwartet. Eigentlich wollen (und müssen) wir ja ab der Karibik nur noch ankern und Geld sparen, aber zwei, drei Tage wollen wir uns trotzdem am Steg gönnen. On the one, weil wir fürs Ankern noch ein paar Vorbereitungen treffen müssen, zum Beispiel eine Kette fürs Dinghi kaufen, das ja vor Anker zu unserer Verbindung an Land wird – vor allem aber natürlich, um die tollen Vorteile einer Marina nutzen zu können, die wir dringend nötig haben. Vor allem Dusche, Wasserschlauch, Wäschmaschine … und natürlich Internet! 😉 Außerdem muss ich auf Grenada gleich nach der Ankunft mal einen Arzt besuchen. Trotz den 1,5 Wochen mit Antiobiotika bin ich immer noch nicht wieder voll hergestellt. Irgendwas steckt noch drin. Reste der Quarantänezeit auf Madeira … Und die letzten 200 Meilen versprechen noch einmal anstrengend zu werden. Der Atlantik schenkt uns gerade keine Meile. Seit einer halben Stunden ziehen im Westen wieder graue Wolken auf. Sieht ganz schön gewaltig aus. Mit den Wolken kommen aber nicht nur Regen und Starkwind, sondern auch fast jedesmal Winddreher. Gerade ist der Wind sehr abgeflaut und hat auf Südost gedreht. Wir fahren also mal wieder in die falsche Richtung und müssten Schiften, um weiterhin Grenada anliegen zu können. Aber die Erfahrung hat gezeigt, dass Warten manchmal besser ist. Denn jedesmal, wenn ich das Gerödel auf dem Vordeck umgebaut habe, dreht der Wind für gewöhnlich zurück und ich darf alles wieder zurückbauen … Soweit die News vom (hopefully) vorvorletzten Tag auf See! Mittwochmorgen müssten wir einlaufen. John