Wieder ein gutes Etmal. Gestern früh haben wir die ersten 1000 Seemeilen geknackt, nun sinds heut Nachmittag schon 1200. Precede. Das Schiff und die Windsteueranlage haben eine Einheit gebildet. Auf den ersten tausend Meilen, bis nach Portugal, musste ich noch ein paar Feintunings durchführen, aber jetzt steuert sie einfach perfekt. Was für eine Erleichterung, uns nicht uns Steuern kümmern zu müssen. Ein verrücktes Gefühl: Hier in der Kajüte sieht es aus wie immer. Als wir in England waren genauso wie auf Madeira. Aber draußen zieht gerade einfach so der große Atlantik an uns vorbei. Es ist ein bisschen wie Busfahren. Man muss sich ständig an den Handläufen an der Decke festhalten, wenn man durch die Gegend läuft und das Schiff fährt einfach dem Ziel entgegen. Ganz ohne mein Zutun natürlich auch nicht, eben habe ich zum Beispiel ein bisschen ausgerefft, der Passatwind hat ein bisschen abgenommen und ein kleiner Regenschauer zieht durch. Heut früh lag der erste fliegende Fisch an Deck. Ganz klein, etwa sechs Zentimeter lang. Davon sollten wir in den nächsten Tagen noch mehr bekommen. Heute Mittag habe ich wieder gut eineinhalb Stunden mit meiner Kaffeetasse im Cockpit gesessen und den Wellen zugeschaut. Ein paar portugiesische Galeeren sind vorbeigetrieben und zwei Fliegende Fische sind im Geschwaderflug über die Wellen geglitten, aber ansonsten ist alles beim alten. Wolken und die tiefblauen Wellen. Immer das gleiche, aber trotzdem gleicht keine Welle der anderen. Die frischen Vorräte sind fast weggefuttert, gestern gab es Reis mit einer Uncle-Bens-Sauce. Die Bilge ist auch immer noch voll mit deutschen Konserven, auf die wir nun bald zurückgreifen müssen. Das GPS sagt etwas von “mais 14 Dias” bis in die Karibik. Gestern waren es noch 15. Das ist das einzige, an dem wir merken, wie die Tage vergehen. Und natürlich dieser Blog hier. 12. Tag auf See schon, wahnsinn. Wie die Zeit vergeht. John