Da sind wir also mal wieder in einem Land, das wir gar nicht auf der Liste hatten: Vorgestern Abend haben wir Camaret-sur-Mer erreicht. Noch immer ist die Wetterlage für eine Biskayaüberquerung bescheiden, wir haben deshalb schon mal Liegegeld für eine Woche im Voraus bezahlt. Enough time, mein sehr eingerostetes Schulfranzösisch auffrischen zu können. Immerhin hat es gereicht, um die nette Dame im Marinabüro auf französisch zu fragen, ob sie englisch spricht. Tat sie. Klappt doch!
Wir hatten ab England viel Regen, aber super Wind. “Maverick” ist mit zweifach gerefftem Groß und voller Genua im Durchschnitt 7 kn gerannt! Ab Mitternacht ist der Wind dann leider eingeschlafen und wir mussten den Rest mal wieder motoren.
Das sagt zumindest Johannes, denn von der Überfahrt habe ich leider herzlich wenig mitbekommen. Direkt nach dem Ablegen musste ich unter Deck in die Koje verschwinden. Die Seekrankheit hat mich mehr denn je dahingerafft. Ich hatte gehofft, dass es schon so langsam besser wird. Seit ich in der allerersten Nachtfahrt von Cuxhaven nach Ijmuiden einmal über der Reling hing, hatte sich die Seekrankheit zumindest nur auf Unwohlsein, Müdigkeit und Paralyse beschränkt. Dieses Mal konnte der Eimer nicht nah genug sein. Das macht mich traurig und wütend zugleich! Ich komme mir vor wie ein Kind, unfähig allein irgendwas zu tun. Ich kann die schönen Momente auf See nicht genießen, weil ich sie schlicht nicht mitbekomme, und ich bin Johannes keine Hilfe – on the contrary! Dieses Mal war er hart damit beschäftigt mir gut zuzureden und mir mit allem zu helfen. Um Mitternacht hat er mir gut zu einer Banane zugeredet. Um drei Uhr, als der Wind schon sehr leicht war, fühlte ich mich so weit ok, dass ich unbedingt Wache gehen wollte, damit Johannes endlich auch mal eine Mütze Schlaf bekommt. Keine Stunde später wurde er unschön von mir geweckt – da war die Banane wieder.
Ich frage mich, wie Paare es schaffen mit Kindern unterwegs zu sein, sich selbst und auch noch die Kinder zu versorgen! Auch wenn ich mich in den Momenten wirklich hundselend fühle, nagt an mir noch schlimmer das schlechte Gewissen und die Angst für Johannes eine Belastung zu werden. Vielleicht bin ich zu ungeduldig mit mir. Eins ist aber sicher: ich lasse mir die Freude am Unterwegs sein durch diese bescheuerte Seekrankheit nicht vermiesen! Non!
Wie wunderschön der “Notnagel” Frankreich ist, zeigen wieder die Bilder.
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