Wasser- und Reisepässe

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Der Wasserpass ist drauf!

Er ist blau. Und in Wirklichkeit ist er noch nicht ganz fertig, erst die Grundierung und eine Schicht blauen Lack hat Johannes aufgetragen. Drei Wochen später als gedacht, denn jedes Mal, wenn wir an den letzten Wochenenden zur “Disidente” gekommen sind, hatte sich Schwitzwasser an der Bordwand gebildet. Erst konnten wir nicht, wie geplant, die letzte graue Schicht der Osmosevorsorge auftragen – dann war sie tagelang klebrig oder der Rumpf hat vor Feuchtigkeit nur so geglänzt.

Seit Wochen schleife ich an “Disidente”s Deck herum, es will und will nicht fertig werden. Die Lackierarbeiten waren eine willkommene Abwechslung, aber das Schwitzwasser bedeutete, dass wir erstmal an den anderen Baustellen weiter machen mussten. Eine Tatsache, die mich ziemlich frustriert hat. Ich lasse mich nur all zu gerne von ein bisschen Farbe täuschen. Ob wir den Wasserpass dieses oder nächstes Wochenende draufpinseln, ist letztlich wurscht. Aber es sieht nach Fortschritt aus. Und das können wir beide momentan gut gebrauchen. Die letzten Wochen haben ordentlich an den Nerven gezehrt und ich bin Johannes mit meinem Gejammere, dass das Wetter besch… sei, dass Schwitzwasser bescheuert ist und dass ich endlich, endlich die Bordwand lackieren will, gehörig auf den Trichter gegangen.

Johannes ist ein wirklich optimistischer Mensch und ich … eher nicht so. Es hat mich regelmäßig auf die Palme gebracht, dass er den vermeintlichen Stillstand hinnehmen konnte, während ich Panik schiebe, dass die Zeit zu knapp ist und das Geld sowieso. Ich versuche mein schlechtes Gewissen, dass der meiste Druck auf seinen Schultern lastet, mit Arbeiten am Boot zu kompensieren. Das hat so weit geführt, dass ich Ostern absagen wollte. Jetzt besuchen wir kommendes Wochenende aber doch unsere Familien, versuchen mal nicht an das Boot und die vielen Aufgaben zu denken. Insbesondere Johannes Vater Manfred wird sich freuen, er hat in letzter Zeit mehr Wochenenden auf Arbeitseinsätzen bei uns als zuhause verbracht 😉 Außerdem müssen dringend die Akkus aufgeladen werden.

Nebenbei geht aber das Organisatorische der Reise seinen Weg. Die ersten Check-ups bei Ärzten sind erledigt und Abos gekündigt. Letzte Woche haben wir die speziellen Fotos für unsere amerikanischen Visa geschossen. Schöne biometrische Verbrecherfotos im Format 5 cm x 5 cm. Außerdem hat Johannes auch schon Stunden mit der Beantragung der Visa verbracht. Ich freue mich darauf, das Ding in den Händen zu halten. Bis vorletztes Jahr hatte ich nicht mal einen Stempel in meinem Reisepass. Einer ist sogar einfach abgelaufen, ohne jemals benutzt zu werden. Und bald klebt darin sogar ein Visum …

Letztes Wochenende haben wir mit lieber Oberndorfer Nachbarschaftshilfe unseren Steg in die Oste geschubst, damit “Disidente” hoffentlich ganz bald vor der Schmiede liegen kann. Da kribbelt’s mir im Bauch, wenn ich nur daran denke. Ich kann es wirklich kaum erwarten!

Ich bin nächstes Wochenende dann wohl endlich mit der Schleiferei fertig und dazu kann ich nur sagen: “Yay”! Und auch “Schön doof biste!”, denn seit Wochen liegt schon Birtes und Nicos Dreieckschleifer an Bord, mit dem ich die Ecken vom Antirutschbelag bearbeiten wollte, an die der Exzenterschleifer nicht dran kommt. Hätte ich natürlich mit feinerem Schleifpapier auch überall sonst benutzen können, statt per Hand zu schmirgeln. Seit Tagen hätte ich fertig sein können …

Johannes hat die Backskiste entrümpelt, dabei den Dieseltank ausgebaut und die alten Gasleitungen rausgerissen, Halterungen für die neuen anlaminiert und wenn man schon dabei ist, die Backskiste neu ausgestrichen. Er hat alle überflüssigen Löcher überlaminiert und Macken im Rumpf gespachtelt, das Cockpit geschliffen und ja, er hat den Wasserpass angefangen.

Und auch wenn der noch nicht ganz fertig ist und vermutlich wieder etwas herunter geschliffen werden muss, weil wir uns aus Ungeduld auch noch Läufer in den Lack gehauen haben, geht es endlich auch wieder sichtbar voran. Das hebt die Stimmung. Von daher muss man das nicht so eng sehen.

Wenn ich die Bilder so angucke, haben wir doch ganz schön was geschafft: