Auch, wenn ich in meiner Ausbildung gelernt habe, niemals mit einem Zitat anzufangen:
„Wir Segler sind schon eine komische Spezies. Morgens, beim Frühstück überlegen wir noch, ob wir zwei Brötchen essen, oder doch lieber nur eins, um ein wenig zu sparen – und dann gehen wir rüber zu Budget-Marine (… der A.W.Niemeyer der Karibik) und kaufen für 300 Euro eine neue Pumpe, ohne mit der Wimper zu zucken.“
Das Zitat stammt von Klaus, der damals auf St. Lucia zwei Monate lang neben mir lag und das gleiche Schicksal hatte: Sein Boot unter Palmen reparieren zu müssen. Oft denke ich an diesen Spruch. Manchmal, wenn ich das Mittagessen aussetze, um die fünf Euro lieber ins Boot zu stecken – und vor allem, wenn ich in den Arbeiten daran feststelle, dass etwas nicht so ganz klappt, wie es gedacht war und ich schnell eine andere Lösung finden muss. Meistens ist das dann ziemlich teuer. Wie die Sache mit der Dusche gestern. Spontan benötigen wir nun eine zusätzliche Pumpe, Schlauche, Rückschlagventil, … Ich weiß gar nicht, warum ich mich mit solchen Luxusproblemen so lange aufhalte, es gäbe wichtigeres zu tun. Also habe ich nun das Projekt „Radsteuerung“ wieder aufgegriffen.
Ich bin im Besitz eines nagelneuen Windpiloten, der mich bereits auf dem Vorgängerschiff hervorragend und bei viel Wind über die Nordsee von Holland nach Deutschland gesteuert hat. Nachdem hab mich schon sehr drauf gefreut hatte, die alte Eigenbau-Windsteueranlage vom Voreigner gegen den filigranen Windpiloten auszutauschen, lässt er sich nun an diesem Boot aber nicht so einfach montieren. Die Steuerung des Bootes ist nämlich absolut merkwürdig ausgelegt: Von hart Steuerbord auf hart Backbord müssen wir 5,5 Umdrehungen kurbeln. Wenn ich die Leinensteuerung des Windpiloten also auf das Rad umlenke, hat der Kollege aus Alu bei dieser krassen Übersetzung keine Chance. Denn wenn er seine maximal 25 Zentimeter Leine durchholt (was bei anderen Booten für eine Wende reichen würde!), passiert unten am Ruderblatt wegen der großen Übersetzung nicht viel. Zwei Umdrehungen von hart auf hart wären normal. Also muss da was getan werden.
Vorschlag des Herstellers ist es einfach ein zweites, aufholbares Ruder zu bauen, das an den Spiegel gehängt wird. Das wäre wohl die perfekte Lösung, um dem Windpiloten am größten Hebelarm des Bootes volle Steuergewalt zu geben. Beschläge habe ich dafür bereits am Spiegel. Dann aber wäre ein zweiter Wunsch nicht mehr möglich – nämlich ein elektrischer Autopilot, der direkt unten am Ruderquadranten angreift. Er wiederum würde uns in engen Gewässern, Fjorden, auf langen Motorfahrten und bei Manövern sehr helfen. Es wäre möglich auch mal einhand zu segeln und allein Segel zu setzen. Sobald ich nämlich das Rad verlasse, fährt das Schiff sonstwo hin. Falls das Drahtseil der Steuerung mal reißt, bräuchte ich nur auf den roten Knopf am Autopiloten drücken und der Kasten steuert das Schiff mit direktem Angriff auf den Ruderquadranten in den nächsten Hafen. Zwar ließe sich mit einem Pinnenpiloten auf den Windpiloten montiert auch eine gute Lösung für Motorfahren finden, aber so ein richtiger Linearantrieb wäre schon sehr komfortabel. Es müsste nun also eine Lösung gefunden werden, die beides möglich macht: Windpilot und Autopilot. Ich will nun also erstmal probieren, die Steuerung so umzubauen, dass wir nur noch zwei Umdrehungen von hard auf hart haben. Das macht auch das Steuern von Hand angenehmer. Ruderdruck war bisher kaum zu spüren, also sollte der Umbau auch dem Steuergefühl zugute kommen. – Würde ich den Linearantrieb einfach auf den Quadranten montieren, hätten wir das Problem das das Steuerrad bei jedem großen Ruderlegen so, wie die Seilzugsteuerung jetzt ausgelegt und übersetzt ist, ständig am rotieren wäre, wie eine Tischkreissäge.
Ich freu mich schon, den Windpiloten wieder am Heck zu haben. Allein schon, weil die Dinger so lässig ihre Fahne dippen und dabei das Schiff besser händeln, als ich es je könnte. Ich steh auf Mechanik 🙂 und finde auch, dass so eine Windfahne in schwerem Wetter eine gewisse Ruhe ausstrahlt.
So hat das letztes Jahr ausgesehen:
Das werde ich mir nun alles am kommenden Wochenende ansehen. Dann werden auch hoffentlich die Klampnerarbeiten abgeschlossen werden. Dieses vergangene Wochenende habe ich nicht sonderlich viel gemacht. Es hat geschüttet wie aus Eimern und so bin ich für zwei Tage zu meiner Familie gefahren, habe dort im Keller Sperrholzplatten zurecht gesägt, die ich kommendes Wochenende auf dem Boot benötige. Alles Reste vom Umbau der „Maverick“ 2005. Erst gestern (Sonntagabend) war ich kurz für eine Stunde auf dem Boot, um ein paar Dinge auszumessen und nach dem Rechten zu sehen.
Außerdem war und ist mal wieder das Geld alle. Neue Anschaffungen und größere Arbeiten müssen wieder etwas warten. An Bord sind aber auch noch einige Sachen zu erledigen, die ich ohne viel Geld angehen kann (hoffe ich!).
Ich freue mich auch, am verlängerten Wochenende der Großstadt zu entkommen und aufs Land nach Kopperby zu fahren. Hier im Norden ist derzeit der gefährliche EHEC-Erreger allgegenwärtig. Vor allem Schleswig-Holstein und Hamburg sind betroffen. In manchen Restaurants ist man sehr konsequent und hat alles, was frisch ist, aus dem Sortiment verbannt. Hamburger werden nun ohne Salat und Tomate serviert. Einfach Brot und Bullette. Auch die anderen Menüs wirkten sehr aufgeräumt. Wer hätte gedacht, dass die gesunden Sachen je ungesund werden? Wenn ich das so beobachte, wird in mir die Sehnsucht immer größer, die Segel zu setzen und all diese Dinge hinter mir zu lassen. Aber bis dahin hat die Treppe noch viele Stufen.
Viele Dinge stehen noch auf der Liste, die angehakt werden wollen. Zu einem eine Menge Arbeit, wenn das Boot kommenden Winter in Kopperby an Land steht, aber auch viel neue Ausrüstung, für die erst noch Geld verdient werden muss. Vergangene Woche habe ich erfahren, was Rettunginseln für den Atlantik kosten. 2005 bin ich mit einer Küsteninsel rüber gefahren. Scheint, als müssten wir diesen Sommer noch mit der seit zehn jahren nicht gewarteten Insel auskommen, die ich mal geschenkt bekommen habe. Klar, warten lassen wäre eine Maßnahme – aber das kostet soviel, wie meine Küsteninsel damals …
Immer wieder erstaunlich finde ich, wie schnell diese Seite gerade bekannt wird. Der Newsletter wird immer öfter abonniert, die Zugriffszahlen steigen täglich. Weiter so! In den Top-100 des Segelns (die aber fast 1.000 Seiten listen) sind wir inzwischen auf Platz 110 gesprungen, steigen täglich um 5 Plätze. Dabei zählt die Seite die täglichen Zugriffe für die konkurrierenden Seiten schon seit letztem Dezember, wir sind aber erst seit einem Monat geführt. Das macht Mut und große Freude. 🙂
Eine günstige Anschaffung heute war eine kleine, südafrikanische Flagge. Sie wird wieder an der Mann-über-Bord-Boje befestigt werden. Ein kleines Andenken daran, wo das Boot herkommt – und hoffentlich auch irgendwann mal wieder hin segelt.
Johannes
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