Ein verspäteter Blog. Mit dem Versprechen eines neuen Eintrags am Montag hat nicht ganz geklappt. Ich musste erstmal einen neuen Eintrag für die Seite von Boris Herrmann tippen, der gerade das Normandy-Channel-Race segelt. Hier nun unsere Erlebnisse:
Das zurückliegende Wochenende war mal wieder enorm anstrengend, aber auch erfolgreich. Ich merke gerade meinen Muskelkater in den Oberarmen, während ich dies tippe. Vor allem gestern habe ich lange Zeit kopfüber im Maschinenraum gehangen, Schläuche gezogen und das Kabel zum Echolotgeber verlegt. Ich habe mich über Kopf so weit dort unten hinein beugen und um mehrere Ecken verwinden müssen, dass Catis Aufgabe darin bestand, sich auf meine Beine zu setzen und zu zu beschweren, weil ich sonst mit Sicherheit das Gleichgewicht verloren und da unten drin gelandet wäre 😉
Aber ich fange von vorne an: Am Freitag mache ich gegen 13 Uhr Feierabend, packe und fahre kurzerhand rüber nach Bremen (eine Stunde von hier), um die durch das überraschende Zusatzbudget (Vielen Dank nochmal!!! :-)) möglich gewordenen Anschaffungen gleich persönlich zu tätigen. Bei SVB treffe ich Nico von der Tamtam. Kofferraum voll geladen und ab zu McDonalds, auf einen gemeinsamen Kaffee. Kurz nach sechs geht es über Hamburg weiter nach Kiel, Cati einsammeln, und dann nach Kopperby. Schnell ist der kleine, wunderbare Zusammensteck-Grill, den mir mein Vater vor drei Jahren geschenkt hat (und der drei Jahre unter dem Bett lag …) aufgebaut, ein paar Würstchen geröstet und die Koje bezogen.
Der nächste Morgen beginnt schon um acht. Die Schlei liegt herrlich ruhig, spiegelglatt. Die Morgensonne ist sehr warm. Im T-Shirt können wir draußen auf dem Achterdeck sitzen und die ersten zwei Tassen Kaffee spülen. Dann geht es ans Werk: Catis Aufgabe ist es zunächst, die Plastikdreiecke an den Luken zu tauschen. Schnell nehme ich ihr aber den Schraubendreher ab, weil die Dinger sehr viel fester sitzen, als erwartet. Vergangene Woche habe ich mich blöderweise auf ein Luk gestellt, das in Lüftungsmodus, also ein wenig geöffnet war. Dabei brach so ein Verriegelungsdreieck ab. Das war aber gut – denn so erkannten wir, dass die Dinger allesamt brüchig sind. Die UV-Strahlen haben sie spröde gemacht. Ein Dreieck kostet 2 Euro. Also lieber jetzt alle austauschen, anstatt später auf dem Ozean eines zu zerbrechen und dann das Luk nicht mehr schließen zu können.
Cati hat sich für dieses Wochenende vorgenommen, den Salon final zu lackieren. Neuland für sie. Zwar hat sie schon viele Wände gestrichen, aber eine Lackfarbe streicht sich ganz anders. Nach kurzer Einweisung bekommt sie es wirklich gut hin. Ich mache mich in der Zwischenzeit daran, die alten und zum Teil abgebrochenen Positionslampen am Aufbau auszutauschen. Die alten waren für kleine Sportboote auf Binnenseen gedacht und für dieses Boot gar nicht zugelassen. Die neuen haben LED-Einsätze und sind BSH-zugelassen. Eine ganz schöne Prokelei, die alte Dichtmasse rauszubekommen und an die Kupferkabel zu gelangen.
Als Cati mit der ersten Schicht Lack durch ist, fahren wir mit dem Schlauchboot „Klein Erna“ und einem geliehenen Außenborder nach Kappeln, sind bei netten Stegnachbarn zum Kaffee eingeladen. Schlauchbootfahren ist wieder ein „erstes Mal“ für Cati – und das macht ihr so viel Spaß, dass der eigene Außenborder auf der Prioritätenliste wieder ein paar Punkte nach oben gehüpft ist 🙂
Abends grillen wir mit „Piano-Peter“ und Nina von der „Piano“. Die beiden werfen Lauchzwiebeln aufs Rost. Hab ich noch nie gemacht. Schmeckt aber ausgezeichnet. Unbedingt mal ausprobieren! Nach einer Flasche Wein im Cockpit der „Piano“ liegen wir schon um 12 Uhr in der Heia.
Nächster Morgen, wieder sind wir um acht Uhr wach. Alle Bäcker haben zu, also müssen wir unsere Brötchen selbst backen. Die Gasanlage und den Backofen haben wir bisher noch nicht oft benutzt. Ich wollte sicherheitshalber alle Gasrohre neu machen (oder sogar machen lassen), weil das Risiko auf einem Segelboot schon recht groß ist. Gas sackt an die tiefste Stelle. Wenn dort eine Pumpe angeht, wird’s laut. Wären alle unsere Flaschen voll, hätten wir 30 Kilo Gas an Bord. Das würde sehr laut knallen. Wahrscheinlich wäre die Schlei danach leer. Deshalb habe ich die Anlage bisher noch nicht nutzen wollen. Die Lösung ist nun aber ein Lecksuchspray aus dem Camping-Zubehör, mit dem ich alle Rohre und Verbindungen ansprühe. Wäre irgendwo was undicht, würde die Flüssigkeit blasen Schlagen. Tut sie aber nicht. Also backen wir Brötchen. Ist schon ein toller Luxus, so ein Backofen. Der Gaswarner, den ich für teures Geld (50 Euro!) gekauft habe, ist aber ein Konstruktionsfehler: Erstmal sitzt der Gasschnüffler mit im Gehäuse, weshalb man das ganze Teil also an tiefer Stelle im Schiff verbauen muss – und dann sind auf der Rückseite auch noch Plus und Minus angeschlossen. Wäre wirklich Gas in der Nähe des Gaswarners, könnte die Stromversorgung eine Explosion auslösen. Den werd ich mal lieber wieder zurück geben …
Letzte große Aufgabe ist ein neues Ausrüstungsteil, das ich schon immer haben wollte: Ein Boiler. Klingt verrückt, man kommt ja auch mit kaltem Wasser klar, aber wir wollen ja auch in kalte Regionen fahren. Die Bootsversion eines 22-Liter-Boilers hat viele Gadgets: Das Ding läuft erstmal mit 110 bis 240 Volt, kann also auch in den USA eingesteckt werden. Außerdem wird der innere Kühlkreislauf des Motors mit angeschlossen. Ist der Motor also eine halbe Stunde gelaufen, ist auch der Boiler warm und bleibt es für 24 Stunden. Hing das Boot andersherum am Landstrom, wurde der Boiler elektrisch aufgewärmt, dann startet der Motor mit warmem Kühlwasser. Fürs Abwaschen mussten wir bisher immer Wasser kochen. Jetzt kommt es warm aus der Leitung. Stark! 🙂 Dann kann jetzt auch der 25 Jahre alte Gas-Durchlauferhitzer in der Pantry rausfliegen. Dem vertraue ich nämlich nicht mehr.
Ein weiteres Ausrüstungsstück haben wir an Bord gebracht. Einen Hydrogenerator. Ein Wunderwerk der Technik: Durch vorbeiströmendes Wasser wird ein Propeller gedreht, der unheimlich viel Strom erzeugt, ohne zu bremsen. Boris Herrmann hatte zwei davon auf der „Neutrogena“. Leider können wir den Generator aber nicht behalten, sondern haben ihn nur für Testzwecke an Bord. Das Ergebnis des Tests lest ihr dann Ende des Sommers in der YACHT. Ich bin echt gespannt darauf.
So, jetzt aber Fotos …
Johannes