Liebe Leser,
heute einmal drei Stunden später als üblich, weil vorhin um die
Mittagszeit hier gerade Wind aufgekommen war und die Seebewegungen (bis
zu 4 Meter hohe Seen) es nicht gerade lustig gemacht haben, unter Deck
zu sitzen und zu tippen. Jetzt auch noch nicht, daher nur kurz:
"Ein Sturm kann einen das Leben kosten – eine Flaute den Verstand", hat
einmal Uwe Röttgering (der sich zu diesem Zeitpunkt übrigens nur etwa
1.100 Meilen Nordöstlich von unsbefindet: www.einhandsegeln.de) in seinem
Buch geschrieben. Gegenwind, wie bei uns
seit Tagen der Fall, macht auch keinen großen Spaß. Und wir hatten alles
– Gegenwind, Sturm und Flaute – in den vergangenen 24 Stunden.
Gestern Nacht erreichte uns ein Tief mit bis zu 3 Meter hohen Wellen und
etwa 8 Windstärken. Gegen Morgen konnten wir keine Meilen mehr nach
Osten gut machen und mussten für 6 Stunden beidrehen. Das machte die
konfuse See ein wenig angenehmer, aber so richtig entspannend war es
dennoch nicht.
Als der Starkwind aufhörte, etwa gegen 10 Uhr, müssen wir uns genau in
der Mitte des Tiefs befunden haben – es herrschte absolute Flaute und
die Sonne kam raus, während das Boot in der alten See erbärmlich
dümpelte. Gegen Mittag dann – endlich – kam Wind aus Süden aus. Genau
von der Seite! Zum ersten Mal seit mindestens 5 Tagen können wir wieder
genau auf die Azoren zu segeln und machten derzeit gute Fahrt: Mit 6-7
Knoten jagen wir bei herrlichem Sonnenschein auf unser Ziel zu.
Derzeit sind es noch 1230 Meilen bis Horta. Position heute Mittag war 39
Grad 3,4' N, 055 Grad 13,4' W. Etmal: Nur 63 Meilen.
Hoffen wir, dass sich der Wind hält! Ich bekomme gerade in diesem Moment
die Wetterkarte über Kurzwelle … Sieht so aus, als wären wir endlich
durch und hätten erstmal freie Fahrt!
Viele Grüße von hier – und macht euch keine Sorgen zuhause, wenn das so
dramatisch klingt. Uns gehts gut! 😉
Johannes