Verproviantierung in den USA – niemals hungrig einkaufen gehen!

Liebe Leser,

obwohl wir heute bei Walmart in Kilmarnock deftigst zugeschlagen und für 190 $ flüssigen und 390 $ essbaren Proviant in vier großen Einkaufswagen zum Chevy Cobalt Mietwagen gerollt haben, liegt Gavdos nur unbedeutend tiefer im Wasser – wohingegen der Wagen doch recht tief auf der Straße hing. Wir haben uns für den Luxus entschieden, 50 Gallonen an Wasser in Gallonenflaschen aus dem Supermarkt an Bord zu nehmen, wodurch wir nicht nur einen guten Überblick über die verbleibenden Wasservorräte behalten, sondern auch die 75 Gallonen fassenden Wassertanks umgehen können, die sicher kein besonders leckeres Trinkwasser abgeben würden. Da das Wasser hier in Deltaville nicht nur braunlich schimmert, sondern auch noch selbst unter der Dusche und beim Zähneputzen entsetzlich schmeckt, wollen wir in einer Marina etwa drei Stunden entfernt die Einbautanks spülen und mit frischem Wasser füllen, das wir auf dem Weg nach Portugal als Backup und zum Waschen nutzen wollen. Soweit der Plan. Neben 50 Gallonen Wasser sind noch etwa 80 Liter an Säften, Cola, Fanta, … und dergleichen an Bord, sodass wir nun ausreichend versorgt sein sollten.


Nach zwei Einkaufswagen voll Flüssigkeiten folgten zwei weitere voll mit Pasta, Tomatensauce (der üblichen Nahrung meiner ersten Atlantiküberquerung …), Reis, Pasta, Tomatensauce, Nudelsuppen, Süßigkeiten, Pasta, Tomatensauce, Apfelmus in allen Variationen, Pudding in allen Variationen, Dosenfrüchte, Pasta, Tomatensauce … 😉

Mit frischer Nahrung wollen wir uns auf dem weiteren Weg nach New York versorgen. Da mir damals auf der Reise mit Maverick auf halbem Atlantik die Süßigkeiten ausgegangen sind, war ich diesmal sehr vorsorglich, was das anging. Beim Auspacken der Tüten war ich dann doch ein wenig erstaunt, wie viel ich eingepackt haben. Jetzt haben wir von 4 großen Schapps für Nahrung ein ganzes Schapp nur für Süßkram!
-> Ergänzung, eine Stunde später, nach dem Abendessen (na was gab es wohl?): Wir haben auch ein ganzes Schapp nur für Pasta und Tomatensauce!!!

Bei der letzten Reise ist es mir so ergangen, dass ich im Supermarkt in Deutschland einige Sachen gekauft habe, die ich vorher noch nie gegessen hatte. Beispielsweise ging es mir mit einer bestimmten Sorte von Knäckebrot so: Das Zeug war einfach genial, ich wollte mehr, aber hatte nur eine einzige Packung an Bord! In Amerika kommt es noch eher vor, dass wir etwas in den Wagen werfen, was wir noch nie probiert haben und eigentlich müsste ich heute so konsequent sein, gleich mehrere davon in den Wagen zu werfen, nur für den Fall. Aber so groß das Verlangen danach war, eine Dose „SPAM“ und „Mini-Sausages“ in der Dose in den Wagen zu werfen – so groß war doch das Misstrauen, damit vollkommen daneben zu greifen. Vor allem, was Dosenfleisch angeht. So ging es mir damals mit „Baked Beans“: In einem Cowboyfilm schienen die Jungs immer begeistert von der Pampe, aber so gut wie alle meiner Dosen, die ich über den Atlantik gesegelt habe, haben die USA verschlossen erreicht …

Angekommen auf dem Boot haben wir den ganzen Einkauf für ein Gruppenfoto auf dem Seitendeck drapiert. Leider waren wir nicht schnell genug und ein Großteil der Schokolade wurde von den Sonnenstrahlen „irreversibel denaturiert“, wie es mein Biolehrer ausgedrückt hätte. Trotzdem interessant, die ganze Schose mal auf dem Boot verteilt zu sehen.


Während Egi den Mietwagen zum Verleiher nach Newport News brachte, machte ich mich daran, alles unter Deck auf den abgesenkten Salontisch zu verholen, auf dem ich schlafe. Eine Wahnsinnsarbeit in der prallen Sonne, bei 30 Grad im Schatten.

Abends machten wir uns dann an das, wir wir dachten, unmögliche Kunststück, die ganzen Vorräte unter Deck zu verstauen. Eine Stunde später war alles weg – und man sieht unter Deck nicht einmal, dass das Boot bewohnt ist. Unglaublich! Ein echtes Raumschiff.

Morgen stehen die letzten Arbeiten und vor allem Sicherheitschecks am Boot an und wir sind ziemlich überrascht, dass wir das Boot in effektiv nur drei Tagen von „Eingewintert an Land“ zu „Größtenteils einsatzfähig für eine Atlantiküberquerung“ bekommen haben. Aber dennoch kann sind es immer wieder die kleinen Details, wie Probleme machen: Beim Stauen der Wassergallonen heute fanden wir beispielsweise beim zufälligen Öffnen einer Blende unter der Spüle den Schlauch der Seewasserpumpe zum Geschirrspülen samt dem Stutzen von der Pumpe abgebrochen zwischen den anderen Schläuchen hängen. Mit offenem Seeventil. Unglaublich. Wären wir so losgesegelt, hätten wir sicher eine Weile gesucht, bis wir das Leck gefunden hätten. Also: Checken, Checken, Checken! Dennoch: Ein Boot wird niemals 100%ig fertig. Wir werden uns mit 99% begnügen, sonst kommen wir nie los …

Morgen checken wir weiter und verholen dann wahrscheinlich rüber nach Fishing Bay, zum Wasser bunkern. Und Sonntag (oder Montag?!), je nach Wetter, sind wir dann auf dem Weg nach New York. Wenn alles gut geht – nonstop. Als Testfahrt für den Atlantik.

Ich melde mich morgen!

Johannes

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