diese Tage haben mich Erinnerungen aus der Karibik eingeholt. Als ich damals zwei Monate lang in St. Lucia auf dem Trockenen lag und auf ein Austauschgetriebe aus Deutschland gewartet habe, schrieb mich ein Amerikaner an, der meine Reise im Internet verfolgt hatte.
Er erzählte mir, dass er selbst einmal ein kleines, 5,5 m langes Segelboot auf Barbados gekauft hatte, damit ein wenig um die Insel herum gesegelt ist und es dann wieder verkauft hatte. Es war ein Sperrholzboot vom Typ „Caprice“, das in den 60iger und 70iger Jahren von C.E.Clark auf der Isle of Wight gebaut worden war. Später gab es auch Modelle aus GFK. Das Boot hat sich einen Namen durch zahlreiche lange Reisen gemacht. Rollo Gebhard segelte 1963 mit einem Boot dieses Typs Einhand von Monte Carlo in die Karibik, wurde dort sogar auf Antigua von Queen Mum (!) an Bord besucht, bevor er weiter auf die Bermudas segelte und auf dem Weg nach New York von einem Wal gerammt wurde. Nachzulesen ist die Geschichte in seinem Buch Seefieber. Allein über die Ozeane. oder, noch reicher bebildert, in dem Buch Logbuch eines Lebens.
Eine noch unglaublichere Reise machte jedoch der Brite Shane Acton mit einer „Caprice“ erster Bauart, die er „Super-Shrimp“ (kurz: „Shrimpy“) nannte und damit acht Jahre lang, lange Strecken auch in Begleitung einer jungen Schweizerin, um die ganze Welt segelte. Hier ein paar Informationen.
Das Buch „Shrimpy“ ist heute kaum noch zu bekommen und wenn da zu unglaublichen Preisen. Ich habe vor vielen Jahren mal eine Ausgabe für nur wenige Euro bekommen können und seitdem gehört das Buch zu meinen liebsten Büchern, weil es zeigt, dass man auch mit wenig Mitteln viel erleben kann.
Als ich damals also in der Karibik war und diese Mail von dem Amerikaner bekam, der mir von seiner Caprice namens „Sharky“ erzählte, machte es KLICK. – „Liegt da hinten in der Lagune nicht auch so ein kleines, hellblaues Sperrholzboot?“ – Und tatsächlich, ich schoss Fotos, sandte sie in die USA und bekam Antwort: Es IST die Caprice, die der Amerikaner einmal besessen hat. Aber wie kam das Boot in die Karibik? Es ist ein ganz schön weiter Weg von der Isle of Wight nach St. Lucia. Auch diese Frage konnte mir der Amerikaner beantworten: Auf eigenem Kiel, natürlich!
Er konnte mir soviel sagen, dass ein Brite das Boot Ende der Neunziger Jahre einhand über den Atlantik gesegelt und dann auf Barbados verkauft hatte. An Bord fand er sogar eine mit einem Messer ins Schott gekratzte Strichliste, die die Tage der Atlantiküberquerung zählte.
Vor zwei Tagen blätterte ich mich auf einer Recherche durch Internet als ich plötzlich dieses Buch hier entdeckte:
Es ist die Geschichte eben dieser Caprice, die ich dort so unscheinbar und verkommen in der Karibik an ihrer Boje schwoiend fand. Sie hätte mir eine große Geschichte erzählen können. Aber das lasse ich jetzt von diesem Buch machen – bisher ist es echt spannend zu lesen! 🙂
Johannes