Kaum bin ich losgesegelt, bin ich auch schon wieder zurück. 27 Stunden war ich genau unterwegs und habe 53,9 Seemeilen zurückgelegt. Kein schlechter Schnitt für die kleine Annabelle, wie ich finde.
Mein kurzer Ausflug führte mich Sonntagmittag hinaus auf die Ostsee und etwa 25 Meilen später hinein in die Schlei. Seit drei Jahren bin ich nun dort nicht mehr mit einem Boot gewesen, das erste Mal einhand mit unserer damaligen Shark 24 (2003), die nächsten Male mit der Maverick und nun das erste Mal mit Annabelle. Nach einem schönen Segeltag mit viel Sonne und etwa 2-3 Bft habe ich dann kurz vor der Schleimündung bei Schleimünde (der Name sagts ja!) nochmal so richtig einen auf die Mütze bekommen: Plötzlich dicke Wolken, ein Grummeln in der Ferne, dann prasselnder Regen und zuckende Blitze im Süden und auf mich zu ziehend. Also Segel runter, Motor an und nix wie in die Schlei! So schnell wie das Gewitter gekommen war, war es dann auch wieder vorüber, als ich den Leuchtturm Schleimünde passierte und die Schlei hinauf tuckerte.
Kurz vor Kappeln liegt an der rechten Seite die Werft „Henningsen und Steckmest“, in der ich seit meinem ersten Besuch 2003 sehr gerne liege. Dort werden am laufenden Band Segelyachten mit GFK-Rumpf und Holzaufbau produziert, Typ „Skalar“. Toll sehen die Boot schon aus, aber mir wäre der Pflegeaufwand des Holzes, wie man hier auf dem Foto gut erkennen kann, zu groß.
In Kappeln selbst hat sich nicht viel verändert – immer noch ist der Ort wunderschön Idyllisch. Am Hafen hat man in den letzten Jahren offenbar einen Cityyachthafen gebaut, in dem man direkt an der Promenade liegen kann. Nach einem Rundgang durch die Stadt habe ich mich dort noch eine Weile bei Pizza und Bier niedergelassen, bevor es zurück zur Annabelle ging. Dort angekommen kam der sportliche Teil des Abends, der zugleich auch den „Sport“ am Motorbootfahren darstellt: Das Kanisterschleppen. Bewaffnet mit zwei 5 Liter Kanistern machte ich mich auf zur 2-3 Kilometer entfernten Tankstelle, um Sprit zu bunkern, denn es sollte flau werden. Zurück an Bord konnte ich meine Euphorie über das „wieder unterwegs sein“ daran erkennen, wie ich ganz geistesabwesend das Boot zugeschlossen habe:
Der nächste Morgen begann für mich um 5.50 Uhr, obwohl der Wecker erst um 6.00 Uhr klingelte: Die Sonne weckte mich. Nach ein paar Kaffee’s (wobei mir das Gas ausging…) noch schnell zum Brötchenkaufen in die Stadt und schon tuckerte ich gegen 9 Uhr gegen den Wind die Schlei hinauf, setzte vor Schleimünde die Segel und nahm Kurs auf Kiel. Annabelle hatte ganz schön zu kämpfen, um durch die großen und vor allem kurzen Ostseewellen von der Schleimündung zu kommen. Einen Eindruck bekommen Sie in diesem Video:
Im Laufe des Tages schlief mal wieder der Wind ein und zeitweise musste ich sogar den Motor mitlaufen lassen, da ich am Abend einen Termin in Kiel hatte und rechtzeitig wieder zurück sein musste. Die Sonne meinte es wirklich gut und am Abend habe ich sogar erfahren, dass es der heißeste Tag des Jahres werden sollte.
Zurück in Kiel das Fazit: Die Schlei ist immer noch ein echt schönes Ziel und einhandsegeln kann ich auch noch! 😉
Hier können Sie sich einige Fotos anschauen!
Morgen geht es wieder los – diesmal zu zweit.
Euer Johannes