Ich möchte wieder segeln…


Der Sommer ist da. Nur lässt er sich hinter den dicken Wolken, die tagein, tagaus über die Förde hinweg ziehen kaum mal sehen. Okay, die sonnigen Tage im Mai waren schon allererste Sahne, aber das hätte von mir aus ruhig noch ein Weilchen so weitergehen können…
Vor allem, weil gerade meine Semesterferien begonnen haben. Eine Physikklausur steht mir morgen noch bevor und dann habe ich wieder einmal zwei Monate frei. Das Studentenleben beginnt mir langsam zu gefallen. Aber wenn ich dann nach den Vorlesungen die Straße am Campus 100 Meter bis zum Hafen hinuntergehe und auf „Annabelle“ klettere, dann würde ich am Liebsten sofort wieder die Leinen loswerfen und davonsegeln. So war es auch am Dienstag: Im Regen kam ich im Hafen an und sah „Annabelle“ diagonal in ihrer Box schwimmen, immer wieder mit dem Heckkorb gegen den Heckdalben schlagen. Eine Bugleine war los. Über die Ursachen möchte ich hier nichts schreiben, denn das Thema „Motorbootfahrer vs. Segler“ ist schon oft genug diskutiert worden. Was mich aber ärgerte war, dass die Leine wohl schon eine ganze Weile los war und sich kein Hafenmeister darum gekümmert hat. Der ist nur immer zur Stelle, wenn ich vergesse, meine Nationale über Nacht abzunehmen: „…nächstes Mal kostet das eine Kiste Bier! Kauf Dir mal das Buch Seemannschaft„.
Und irgendwie wollte ich plötzlich nur noch lossegeln. Wie damals auf Maverick. Einfach Leine los, Segel hoch und raus. Auf eine andere Insel, vielleicht in ein anderes Land…

Und als ich Minuten später aus der Förde hinaus segelte, kam wirklich wieder ein Stück Maverickfeeling auf, als der Autopilot steuerte, ich die Segel trimmte und es mir auf der Leebank im Cockpit bequem machte. Ich hätte ewig so weiter segeln können, vielleicht 100 Meilen, vielleicht 1.000 Meilen, vielleicht noch mehr… Erst das Ehrenmal Heikendorf weckte mich wieder aus meiner Idylle an Bord, ließ mich eine Wende fahren und im leichten Nieselregen wieder zurück in meinen Hafen segeln. Noch ist es nicht soweit, dass ich dieses Ufer wieder für eine Weile hinter mir lassen kann.

Fernweh hat mir auch ein Treffen letzte Woche Freitag gemacht: Ich hatte bereits im Dezember 2005 auf den Kanaren eine schwedische Albin Vega samt dreiköpfiger Crew (2 Jungs, 1 Mädel) getroffen. Danjel Hendriksson (heute 25) war mit seinen beiden Freunden Jonathan (24) und Kajsa (25) auf der kleinen Albin Vega „Sally Blue“ (Baujahr ’68) auf dem Weg um die Welt. Segelerfahrung hatten die drei beim Start in Schweden zwar noch nicht allzu viel, aber einen großen Traum. Leider trafen wir uns damals nur sehr kurz, ich war bereits am Auslaufen auf dem Weg nach La Gomera, aber nun fand ich vor etwa 2 Monaten zufällig ihre Website (www.runtjorden.com) im Internet und konnte meinen Augen kaum glauben: Sie motorten gerade durch Frankreich auf dem Weg nach Deutschland – und waren tatsächlich einmal rum, in nur 670 Tagen! Sofort machten wir einen Treffpunkt aus und so traf ich die drei nach gut eineinhalb Jahren wieder. Ein schönes Treffen!
Danjel will auch ein Buch über seine Reise schreiben, das jedoch zunächst nur in Schwedisch erscheinen wird. Ich habe ihm schon gesagt, dass ich dann jetzt einen Schwedischkurs buchen werde 😉

Soweit erstmal…

Euer Johannes